Noch nie waren so viele Mütter in Deutschland erwerbstätig wie heute – allerdings arbeiten viele von ihnen in Teilzeit. Der Grund: fehlende Betreuungsangebote. Zum Muttertag zeigt eine Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), wo Politik nachsteuern muss.

Der Muttertag wurde geschaffen, um den Frauen für ihr Engagement bei der Betreuung der Kinder und Erledigung der Aufgaben im Haushalt zu danken. Dass sie auch einen Beitrag zum Familieneinkommen leisten können, hatte man weniger im Blick – traditionell fiel Erwerbstätigkeit in den Aufgabenbereich des Mannes. Eine gleichberechtigte Aufgabenteilung beider Elternteile mit eigener beruflicher Karriere für die Mütter hätten sich um die Jahrhundertwende nur die optimistischsten Sozialreformerinnen ausgemalt.

Mehr Mütter im Beruf – aber oft nur in Teilzeit
Seither ist Deutschland weit gekommen. Die erfreulichste Nachricht: Immer mehr Mütter in Deutschland vereinen Familie und Beruf, und das seit Jahren. 2009 lag die Beschäftigungsquote von Frauen mit Kindern im Alter zwischen 25 und 54 Jahren laut Eurostat bei knapp 69 Prozent, 2024 waren es bereits 77 Prozent. Deutschland liegt damit inzwischen über dem EU-Durchschnitt von 75 Prozent.

Doch es bleibt Aufholbedarf. Andere EU-Staaten zeigen, was möglich wäre. In Schweden liegt die Beschäftigungsquote etwa bei 88 Prozent, in Slowenien sind es sogar 89 Prozent. Noch frappierender: Zwei von drei Müttern in Deutschland arbeiten in Teilzeit – doppelt so viele wie im EU-Schnitt. Nur in den Niederlanden und Österreich sind die Zahlen höher. Doch während die Quote in den Niederlanden in den letzten 15 Jahren von fast 90 Prozent auf etwa deutsches Niveau gesunken ist, stagniert sie hierzulande.

Kinderbetreuung bleibt Engpass
Ein zentraler Grund ist die unzureichende Betreuungssituation. Trotz Rechtsanspruch fehlen bundesweit über 300.000 U3-Kitaplätze. Besonders problematisch: Gerade in sozial benachteiligten Vierteln mangelt es nach IW-Zahlen besonders häufig an Kitas. Besser als mit Sonntagsreden wäre die Politik zum Muttertag damit bedient, diese Lücken zu schließen.

Ein zentraler Engpass ist die Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter, die in vielen anderen EU-Staaten Standard ist. Der ab dem kommenden Jahr schrittweise eingeführte bundesweite Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ist ein wichtiger Schritt. Allerdings erscheint noch fraglich, ob er tatsächlich flächendeckend vollständig erfüllt wird. Auch ist die pädagogische Qualität der Betreuung ein kritischer Punkt. Werden hier die im Unterricht erworbenen Fähigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen nicht in ausreichendem Maß eingeübt, müssen sich die Eltern entsprechende Zeitfenster freihalten und können entsprechend nicht im eigentlich möglichen Umfang einer Erwerbstätigkeit nachgehen.

IW, 09.05.2025

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