532 Quadratmeter Lichthalle, vier schillernde Fassaden und eine 66 Meter hohe Lichtkuppel: Der Architekt Friedrich von Thiersch hat Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Münchner Justizpalast ein Symbol für die Unabhängigkeit der Justiz geschaffen. Bayerns Justizminister Georg Eisenreich: „Das Gebäude war zugleich eine Einladung an alle Bürgerinnen und Bürger, die Justiz vor Ort kennenzulernen. Zum 400. Jubiläum des Bayerischen Obersten Landesgerichts veranstalten wir am kommenden Samstag (10. Mai von 10:00 bis 18:00 Uhr) einen ‚Tag der offenen Tür‘ im Justizpalast München. Dort geben wir Einblicke in die tägliche Arbeit der Gerichte, Staatsanwaltschaften und Justizvollzugsanstalten und zeigen den Justizpalast.“

Das Bayerische Oberste Landesgericht blickt auf eine 400-jährige Geschichte zurück. Seine Wurzeln reichen bis zum 17. April 1625, als Kurfürst Maximilian I. das sogenannte „Revisorium“ errichtete. Nach einer bewegten Geschichte, in der es insgesamt dreimal abgeschafft und wiedererrichtet wurde, ist es seit dem Jahr 2018 wieder das „Oberste“ in Bayern. Eisenreich: „Ein starker Rechtsstaat in Bayern ist in diesen bewegten Zeiten bedeutsamer denn je. Frieden, Freiheit und Rechtsstaat sind nicht mehr selbstverständlich. Sie müssen Tag für Tag verteidigt werden. Dazu leistet unser ‚Oberstes‘ einen wichtigen Beitrag.“ Die Präsidentin des Bayerischen Obersten Landesgerichts, Dr. Andrea Schmidt, ergänzt: „Mit der Wiedererrichtung des Bayerischen Obersten Landesgerichts hat der Gesetzgeber – in Fortsetzung einer langen Tradition – einen hohen Anspruch an das Gericht gestellt. Als Präsidentin erlebe ich jeden Tag, mit welcher Leidenschaft unsere Richterinnen und Richter und alle Beschäftigten des Gerichts ihren Aufgaben nachkommen und sich ihrer Verantwortung für den Rechtsstaat bewusst sind. Daher bin ich überzeugt, auch in seiner modernen Gestalt werden wir die Geschichte des Gerichts gemeinsam positiv fortschreiben.“

Der Justizpalast wurde am Ende des 19. Jahrhunderts errichtet als liberale Rechtsprinzipien wie Transparenz und Öffentlichkeit auch architektonisch durch größere Sitzungssäle oder wie in München durch die Lichthalle zum Ausdruck gebracht wurden. Zwischen 1933 und 1945 hatten die Nationalsozialisten den Justizpalast zu einem Ort gemacht, an dem nicht nur Recht gesprochen wurde, sondern auch menschenverachtendes Unrecht. Daran erinnert die 2023 eröffnete Dauerausstellung „Willkür im Namen des Deutschen Volkes“. Beim „Tag der offenen Tür“ werden Führungen durch die Dauerausstellung und durch das gesamte Gebäude angeboten.

Den Justizpalast teilt sich das Staatsministerium der Justiz mit dem Landgericht München I. Die Präsidentin des Landgerichts München I, Dr. Beatrix Schobel: „Heute arbeiten beim Landgericht München I mit seinen insgesamt fünf Standorten rund 500 Kolleginnen und Kollegen jeden Tag für unseren freiheitlich demokratischen Rechtsstaat. Der ‚Tag der offenen Tür‘ macht ihre Arbeit etwa mit Prozesssimulationen oder Führungen in besonderer Weise transparent und erlebbar. Er bietet eine großartige Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen des Justizpalastes zu werfen und die Dritte Gewalt besser kennen zu lernen.“

Unter dem Dach des 128 Jahre alten Justizpalasts wird auch mit Hochdruck an den großen Themen der Zukunft gearbeitet. Der Justizminister: „Ob der moderne Heiratsschwindel (Love Scam), Deepfakes oder Cybertrading: Alle Arten von Cybercrime beschäftigen uns sehr. Zur Aufklärung und Prävention soll beim Tag der offenen Tür eine Podiumsdiskussion u. a. mit dem Leitenden Oberstaatsanwalt Thomas Goger von der Zentralstelle Cybercrime Bayern beitragen.“ Goger wird in einem Vortrag auch über den Stand generativer Künstlicher Intelligenz („ChatGPT & Co“) informieren. Weitere spannende Vorträge werden beispielsweise zu den Themen Fahrverbote, Vorsorge und strafbare Inhalte auf Schülerhandys angeboten.

Spannende Einblicke in die Arbeit der Justiz gibt es in vielen Räumen des Justizpalasts, u. a. eine Vorführung mit Diensthund Hank, der Sprengstoff erschnüffeln kann. Die Staatsanwaltschaft München I gibt Einblicke in ihre Asservatenkammer, Vollzugsbedienstete präsentieren einen Gefangenentransporter. In den Gerichtssälen des Landgerichts München I sind Prozesssimulationen geplant, bei denen Besucher selbst in die Rolle von Prozessbeteiligten schlüpfen können. Einblicke in die beruflichen Perspektiven in der bayerischen Justiz bietet unsere große Job-Messe. Kinder können mit einer historischen Fünf-Zoll-Eisenbahn durch den Zwischenhof fahren oder sich eine Vorstellung der Schaustellerin Hexe „Trixi“ anschauen. Im Zwischenhof wartet zudem ein kleiner Biergarten auf die Gäste.

Minister Eisenreich: „Das Motto der bayerischen Justiz lautet: ‚Die Justiz ist für die Menschen da.‘ Anspruch der Justiz ist es, modern und bürgernah zu sein. Ich möchte alle Bürgerinnen und Bürger herzlich einladen, mit der Justiz ins Gespräch zu kommen.“

Hinweis:

Das Programm ist online abrufbar unter www.justiz.bayern.de/400BayObLG.

StMJ, 08.05.2025

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