Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) macht im Mai einen Sprung und erholt sich von dem Einbruch im April. Mit nun 90,1 Punkten liegt der Barometerwert gut sieben Punkte höher als im Vormonat und damit wieder auf dem Niveau von Februar und März. Die neutrale 100-Punkte-Marke, die ein durchschnittliches Wachstum der deutschen Wirtschaft anzeigt, ist zwar weiterhin in einiger Ferne. Dennoch: „Die Konjunktur in Deutschland belebt sich trotz höherer Handelshemmnisse zum Jahresauftakt etwas“, sagt DIW-Konjunkturchefin Geraldine Dany-Knedlik. Gleichzeitig dürfte sich die kräftige Dynamik aus dem ersten Quartal, in dem die Wirtschaftsleistung deutlich um 0,4 Prozent zulegte, jedoch nicht fortsetzen. „Das relativ starke Wachstum zu Jahresbeginn ist teilweise darauf zurückzuführen, dass aufgrund der befürchteten Zollerhöhungen einige Exporte in den März vorgezogen wurden. In den kommenden Monaten dürfte der Außenhandel eher bremsen. Ein positives Signal geht dagegen vom privaten Konsum aus, der deutlich angezogen hat“, so Dany-Knedlik. Stabilisierend auf die Konjunktur wirkt derweil auch, dass Deutschland wieder eine handlungsfähige Bundesregierung hat. Allerdings werden die angekündigten Maßnahmen zur Stärkung der öffentlichen und privaten Investitionen der Konjunktur wohl erst im kommenden Jahr zusätzlichen Schub verleihen. Momentan ist die Verunsicherung bei Unternehmen und privaten Haushalten nach Jahren der Stagnation sowie hoher handels- und geopolitischer Unsicherheiten weiterhin erhöht.

In der deutschen Industrie – dem Sorgenkind der letzten Jahre – mehren sich derweil die Lichtblicke. Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im Mai gestiegen. Vor allem die Erwartungen haben sich jüngst aufgehellt und die Auftragseingänge entwickeln sich positiver als zuletzt. Die Produktion ist im März kräftig gestiegen, wobei hier wohl die Vorzieheffekte im Handelskonflikt eine Rolle gespielt haben. Die nun höheren Zölle der US-Regierung – trotz der Aussetzung der anfänglich angekündigten dramatischen Zollerhöhungen sind spürbare Zollerhöhungen in Kraft getreten – und die schwächelnde Weltwirtschaft belasten die stark in den Welthandel eingebundene deutsche Industrie jedoch weiterhin und sorgen für anhaltende Unsicherheit. „Die deutsche Industrie befindet sich aktuell im Spannungsfeld zwischen Handelskonflikten und der Erwartung unterstützender fiskalpolitischer Programme,“ sagt Laura Pagenhardt, DIW-Konjunkturexpertin. „Mehr Klarheit – besonders in Bezug auf die öffentlichen Investitionen und Anreize – dürfte dort ab der zweiten Jahreshälfte für positive Impulse sorgen.“

Bei den Dienstleistungen sind die Aufhellungstendenzen noch etwas zaghafter. Die Geschäftserwartungen sind zwar gestiegen, die Lage ist aktuell aber noch durchwachsen. Vor allem die Unternehmensdienstleister werden durch die noch schwache Industriekonjunktur belastet. Dagegen entwickelten sich die Einzelhandelsumsätze zuletzt positiver. So ist auch die Sparquote im ersten Quartal deutlich gesunken. Gleichzeitig bleiben die Menschen von der weniger günstigen Lage auf dem Arbeitsmarkt verunsichert. Das Konsumklima ist laut GfK-Konsumklimaindex nach einem Rücksetzer zum Jahresbeginn weiterhin eingetrübt. Im Mai dürfte es sich aber etwas aufgehellt haben.

„Die deutsche Wirtschaft zeigt erste Erholungszeichen, die auch durch die Aussicht auf kräftige Impulse aus der Finanzpolitik genährt werden“, resümiert Konjunkturexperte Guido Baldi. „Das globale Umfeld stellt aber weiterhin eine enorme Herausforderung dar. Eskalationen bei Handelsstreitigkeiten oder militärischen Konflikten könnten den beginnenden Aufschwung in Deutschland gefährden.“

Das nächste DIW-Konjunkturbarometer erscheint am Mittwoch, 25. Juni 2025.

DIW, 28.05.2025

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