»Die registrierte Kriminalität in Sachsen geht im Jahr 2021 um fast 10 Prozent
    auf insgesamt 246.615 Straftaten zurück. Die Aufklärungsquote liegt bei knapp
    60 Prozent der Fälle und ist somit die höchste seit 10 Jahren. Das ist eine
    positive Entwicklung und ein Erfolg, der auch auf die engagierte Arbeit der
    sächsischen Polizei zurückzuführen ist und Beleg dafür, dass wir unsere
    Schwerpunkte bei der Kriminalitätsbekämpfung richtig gesetzt haben und
    unsere Maßnahmen wirken. Sachsen bleibt ein sicheres Bundesland.«, erklärt
    Staatsminister Prof. Dr. Roland Wöller und ergänzt: »Das liegt nicht nur an
    Corona. Die Kriminalität in Sachsen sinkt insbesondere seit 2018. Aber auch
    wenn Sachsen sicherer geworden ist, machen mir insbesondere die
    steigenden Straftaten im digitalen Raum Sorge – in einer vermeintlichen
    Anonymität, die Täter zu schützen scheint. Es gibt in unserem Freistaat aber
    keine rechtsfreien Räume, auch nicht im digitalen Raum.«

    Sonja Penzel, Präsidentin des Landeskriminalamtes, ergänzt: »Bezogen auf
    die Kriminalitätsstruktur stellten wir zum Teil erhebliche Verschiebungen
    innerhalb einzelner Deliktsbereiche und in den digitalen Raum fest. Während
    Diebstahl insgesamt, insbesondere Wohnungseinbruchsdiebstähle,
    Diebstähle von Kraftwagen, aber auch Fahrrad- und Ladendiebstähle
    abnahmen, stiegen die Fallzahlen etwa bei dem Gebrauch unrichtiger
    Gesundheitszeugnisse, Bedrohungen, sowie Rauschgiftdelikten an. Es ist
    davon auszugehen, dass die festgestellten Verschiebungen vor allem im
    Kontext mit Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie entstanden sind.

    Zudem haben sich die Zahl der Straftaten im Zusammenhang mit dem
    Tatmittel Internet sowie Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung
    erhöht. Hier gab es 2021 eine erhebliche Zunahme von Fällen im Bereich der
    Kinderpornografie.«

    Innenminister Wöller fügt weiter an: »Auch in diesem Jahr stehen wir weiterhin
    vor großen Herausforderungen. Die Pandemie ist noch nicht besiegt und die
    Auswirkungen des Ukraine Krieges sind noch nicht absehbar. Vor allem vor
    dem Hintergrund der Corona-Pandemie sind die steigenden Fallzahlen im
    Bereich Widerstand gegen bzw. Angriffe auf die Staatsgewalt
    besorgniserregend. Es ist nicht hinnehmbar, dass Polizistinnen und Polizisten
    bei der Ausübung ihrer Arbeit attackiert werden. Dagegen werden wir mit allen
    uns zur Verfügung stehenden Mitteln vorgehen.«

    Wohnungseinbrüche um fast ein Drittel zurückgegangen

    Die Anzahl der Wohnungseinbruchdiebstähle in Sachsen ist im letzten Jahr
    um 30 Prozent zurückgegangen und befindet sich auf dem niedrigsten Niveau
    seit zehn Jahren. Im vergangenen Jahr sind in Sachsen
    1.977 Wohnungseinbruchdiebstähle registriert worden; 2020 waren es noch
    2.831. Der Anteil der versuchten, aber erfolglosen Wohnungseinbrüche lag wie
    bereits im Vorjahr bei rund 43 Prozent. Diese Quote ist auch ein deutliches
    Zeichen dafür, dass die präventiven Maßnahmen – einschließlich der
    Förderprogramme von Bund und Freistaat – für mehr Einbruchschutz
    zunehmend greifen. Die Aufklärungsquote ist 2021 erneut gestiegen – auf 30,9
    Prozent und damit um knapp fünf Prozentpunkte.

    Kfz-Diebstähle nahmen weiter ab

    Allein im vergangenen Jahr gab es einen Rückgang um rund fünf Prozent auf
    1.443 Fälle. Das sind 74 Kraftwagen-Diebstähle weniger als im Jahr 2020.
    Mindestens jeder dritte Diebstahl (38 Prozent der Fälle) wurde durch die
    Polizei aufgeklärt. Diese Entwicklung ist nicht zuletzt das Ergebnis der
    erfolgreichen Arbeit der sächsischen Polizei seit vielen Jahren und ein
    kontinuierlicher Trend. So haben sich die Fallzahlen seit 2016 halbiert. Neben
    der SoKo-Kfz haben auch die Gemeinsamen Fahndungsgruppen mit der
    Bundespolizei, die Fahndungs- und Kompetenzzentren sowie die
    Zusammenarbeit mit unseren Partnern in Polen und Tschechien positiv zu
    dieser Entwicklung beigetragen.

    Anstieg bei Cybercrime

    Die Zunahme der Straftaten mit dem Tatmittel Internet und/oder IT-Geräte um
    22,2 Prozent (2021: 13.156 Fälle, 2020: 10.770 Fälle) ist insbesondere auf den
    Onlinehandel zurückzuführen, der durch die Corona-Pandemie enorm
    zugenommen hat. Bei fast der Hälfte aller Fälle handelte es sich um Straftaten
    des Waren-/Warenkreditbetruges.

    Im März 2021 hat der Deutsche Bundestag das Gesetz zur Bekämpfung
    sexualisierter Gewalt gegen Kinder beschlossen. Durch eine deutliche
    Verschärfung des Strafrechts, effektivere Strafverfolgungsmöglichkeiten sowie Stärkungen der Prävention und der Qualifikation in der Justiz werden Kinder
    so besser vor Missbrauchstaten geschützt. Die Fallzahlen in diesem
    Deliktsbereich sind in 2021 erheblich angestiegen. Wurden 2020 insgesamt
    792 Fälle der Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung von
    kinderpornografischen Schriften registriert, waren es im Jahr 2021 bereits
    1.803 Straftaten. Diese Entwicklung ist sehr besorgniserregend.

    Gewaltkriminalität geht zurück

    Die Anzahl der Gewaltdelikte ging im Jahr 2021 um ca. acht Prozent auf 6.939
    Fälle zurück (2020: 7.569 Fälle). Die Aufklärungsquote lag wie im
    Vorjahreszeitraum bei rund 81 Prozent. Besonders bei den gefährlichen und
    schweren Körperverletzungsdelikten gingen hier die Fallzahlen (5.297)
    gegenüber dem Vorjahr (2020: 5.755) deutlich zurück. Das dürfte auch auf die
    Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie zurückzuführen sein, weil
    es keine Volksfeste und anderen Events mit vielen, teil alkoholisierten,
    Besucherinnen und Besuchern gab.

    Häusliche Gewalt leicht rückläufig

    Die Anzahl der Straftaten im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt, also
    sexuelle, physische und/oder psychische Gewalt in der häuslichen
    Gemeinschaft, sind im Jahr 2021 auf 9.020 Fälle gesunken. Im Jahr zuvor
    waren es 9.235 Fälle. Dabei bildeten Fälle im Bereich der Körperverletzungen
    (5.532) und Straftaten gegen die persönliche Freiheit (2.138) den
    Schwerpunkt. In den meisten Fällen häuslicher Gewalt waren ehemalige
    Partner (2.766), Partner nichtehelicher Lebensgemeinschaften (1.753) und
    Ehepartner (1.453) die Täter.

    Anzahl der Rauschgiftdelikte angestiegen

    Die Anzahl der Rauschgiftdelikte stieg 2021 um knapp zwei Prozent
    gegenüber dem Vorjahr. 2021 wurden 14.400 Delikte registriert
    (2020: 14.149). Während die Zahlen bei Crystal, welche zuvor seit 2014 stetig
    rückgängig waren, in 2020 und 2021 wieder anstiegen (in 2021 um vier
    Prozent), blieb in 2021 die Anzahl der Delikte im Zusammenhang mit
    Cannabisprodukten wie Marihuana oder Haschisch nahezu konstant. Die
    Zunahme der Fallzahlen resultiert aus verstärkten Kontrollen der Polizei
    Sachsen auch im Zusammenhang mit den Corona-Schutzmaßnahmen sowie
    aus mehr Feststellungen der Zollbehörden am Leipziger Flughafen.

    Grenzkriminalität mit leichtem Rückgang

    In den Gemeinden entlang der sächsischen Außengrenze zu Tschechien und
    Polen wurden im vergangenen Jahr 15.356 Straftaten (ohne
    ausländerrechtliche Verstöße) registriert. Ein Jahr zuvor waren es16.632 Fälle. Besonders häufig wurden an der Grenze Diebstähle
    (33 Prozent), Sachbeschädigungen (zwölf Prozent), Betrugsdelikte
    (neun Prozent) und Körperverletzungen (neun Prozent) begangen. Entlang
    der 582 Kilometer Außengrenze gibt es 46 sächsische Gemeinden mit
    Grenzbezug, davon liegen 39 an der tschechischen Grenze. Hier ging die
    Kriminalität um drei Prozent zurück. Sieben Gemeinden liegen an der
    polnischen Außengrenze. In diesen sank die Kriminalität in 2021 um mehr als
    elf Prozent, was unter anderem auf den Einsatz von Videosicherheitstechnik,
    die Einrichtung der Sonderkommission »Argus« in der Polizeidirektion Görlitz
    sowie erhöhte Kontrollaktivitäten und die gute Zusammenarbeit mit den
    tschechischen und polnischen Behörden zurückzuführen ist.

    Zahl der Straftaten durch Zuwanderer* erneut zurückgegangen

    Zuwanderer verübten im vergangenen Jahr sieben Prozent weniger Straftaten.
    Es wurden insgesamt 14.594 Fälle (ohne ausländerrechtliche Delikte) erfasst
    (2020: 15.631 Fälle). Hierbei bildeten Ladendiebstähle (2.177),
    Körperverletzungen (2.360) und Beförderungserschleichungen (1.733) den
    Schwerpunkt. Der Gesamtanteil der Zuwanderer an allen erfassten
    Tatverdächtigen lag 2021, wie im Jahr 2020, weiter unter zehn Prozent. Rund
    43 Prozent aller durch Zuwanderer begangenen Straftaten wurden durch
    mehrfach/intensiv tatverdächtige Zuwanderer (MITA) verübt. Im vergangenen
    Jahr haben 1.212 MITA insgesamt 6.230 Straftaten begangen. Besonders
    häufig wurden Staatsangehörige aus Syrien, Afghanistan, Georgien, Libyen
    und Tunesien als MITA ermittelt. Hervorzuheben ist, dass sich aufgrund der
    täterorientierten Bearbeitung im vergangenen Jahr 256 MITA in Haft befanden
    und 199 zur Verhaftung ausgeschrieben waren. Trotz der zeitweisen
    Aussetzung der Abschiebungen konnten im vergangenen Jahr 58 MITA
    abgeschoben werden.

    Tatverdächtige insgesamt

    Die sächsische Polizei ermittelte im vergangenen Jahr 83.327 Tatverdächtige
    (ohne ausländerrechtliche Verstöße), das waren ca. sieben Prozent weniger
    als im Vorjahr. Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger (17.502) lag, wie im
    Jahr zuvor, bei rund 21 Prozent. 7.071 der nichtdeutschen Tatverdächtigen
    waren Zuwanderer.

    Politisch motivierte Kriminalität (PMK) auf neuem Höchststand

    Die politisch motivierten Straftaten haben 2021 einen neuen Höchststand mit
    4.796 Fällen erreicht und sind gegenüber dem Vorjahr um ca. 18 Prozent
    gestiegen.

    Ursächlich dafür sind insbesondere Straftaten im thematischen
    Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie und der Bundestagswahl, die überwiegend keinen klaren Phänomenbezug aufweisen. Allein 1.366 Fälle der
    politisch motivierten Kriminalität standen im Zusammenhang mit der CoronaPandemie. Anlässlich der Bundestagswahl wurden 713 Fälle registriert.

    Von den politisch motivierten Straftaten entfielen 1.878 Straftaten auf den
    Phänomenbereich -rechts- und machen somit weiterhin einen Großteil der
    Gesamtfälle aus. 1.113 Straftaten waren dem Phänomenbereich -linkszuzuordnen.

    Im Phänomenbereich -nicht zuzuordnen- wurde ein erheblicher Anstieg der
    Fallzahlen registriert. Mit 1.752 Fälle haben sich die Zahlen mehr als
    verdoppelt. Besorgniserregend ist in diesem Bereich die hohe Anzahl von
    1.251 Fällen an Konfrontationsdelikten gegen den Staat und seine
    Einrichtungen. Derartige Delikte haben sich gegenüber dem Vorjahr
    verdreifacht. Die Hauptgründe für diesen Anstieg sind Straftaten im
    Zusammenhang mit der Coronapandemie (1.139 Fälle) und anlässlich der
    Bundestagswahl (221 Fälle).

    Die Aufklärungsquote der politisch motivierten Straftaten lag bei mehr als 36
    Prozent. (2020: 42,2 Prozent).

    Politisch motivierte Gewaltdelikte sind im vergangenen Jahr um zwei Prozent
    angestiegen (2021: 374 Fälle, 2020: 366 Fälle). Insgesamt konnten in diesem
    Bereich etwa zwei Drittel aller Taten aufgeklärt werden.

    Kampf gegen Hasskriminalität

    Die Zuspitzung gesellschaftlicher Konflikte zeigt sich auch bei der Entwicklung
    der Hasskriminalität. Die Fallzahlen sind mit insgesamt 664 Fällen gegenüber
    dem Vorjahr noch einmal angestiegen (2020: 578 Fälle). Der überwiegende
    Teil ist der PMK -rechts- zuzuordnen. Ein deutlicher Anstieg war 2021 mit
    213 Fällen bei politisch motivierten Hasspostings im Internet zu verzeichnen
    (2020: 176 Fälle).

    Innenminister Wöller: »Die steigende Anzahl ist insbesondere auf unsere
    Anstrengungen bei der Bekämpfung von Hass im Netz zurückzuführen. Wir
    haben das Thema ‚Hass im Netz‘ als Schwerpunkt erkannt und gehen mit
    gezielten Maßnahmen gemeinsam mit der Justiz dagegen vor. Die Zentrale
    Meldestelle für Hasskriminalität haben wir in die neu eingerichtete Zentralstelle
    zur Bekämpfung von politisch motivierten Straftaten im Internet beim
    Landeskriminalamt integriert, um demokratie- bzw. sicherheitsgefährdende
    Aktivitäten und Strukturen frühzeitig aufzuhellen und Gefahren effektiv
    abzuwehren.«

    Kriminalität gegen Amts- und Mandatsträger zeitweise hoch

    Die Fallzahlen politisch motivierter Straftaten gegen Amts- und Mandatsträger
    sind im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr noch einmal deutlich gestiegen
    (2021: 285 Fälle, 2020: 168 Fälle). Die Ursachen dafür werden insbesondere
    in den Protesten gegen Corona-Schutzmaßnahmen gesehen.

    Quelle: Sächsisches Staatsministerium des Innern, Pressemitteilung vom 22. März 2022

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