
Hannover, 3. November 2025 (JPD) – Niedersachsen hat 2024 erneut einen hohen Stand in der Bekämpfung organisierter Kriminalität erreicht. Das Lagebild „Organisierte Kriminalität in Niedersachsen 2024“, vorgestellt von Justizministerin Dr. Kathrin Wahlmann und Innenministerin Daniela Behrens, dokumentiert die fortgesetzte Zerschlagung krimineller Netzwerke und eine Rekordquote bei der Abschöpfung illegaler Vermögen.
Lagebild Organisierte Kriminalität Niedersachsen 2024: Hohe Erfolge bei Vermögensabschöpfung
Die niedersächsische Polizei bearbeitete im Jahr 2024 insgesamt 65 Verfahren zur organisierten Kriminalität (OK), ergänzt durch 17 weitere Ermittlungsverfahren von Bundesbehörden. Hauptschwerpunkt war der internationale Rauschgifthandel mit 36 Verfahren. Insgesamt wurden 712 Tatverdächtige aus 50 Staaten ermittelt; Deutsche stellen mit 45 % den größten Anteil. Trotz eines Rückgangs des Gesamtschadens auf 18,26 Mio. Euro stiegen die errechneten Gewinne der kriminellen Strukturen um 12 Mio. Euro. Davon konnten 7,5 Mio. Euro abgeschöpft werden – die höchste Quote seit 2020 mit 27,6 %.
Justizministerin Wahlmann betonte die Bedeutung der Vermögensabschöpfung: „Durch die Entziehung krimineller Gelder nehmen wir den Gruppierungen ihre Existenzgrundlage und verhindern, dass illegale Mittel die Wirtschaft unterwandern.“ Innenministerin Behrens hob die professionelle Ermittlungsarbeit hervor: „Unsere Sicherheitsbehörden treffen kriminelle Strukturen dort, wo es am meisten weh tut – bei ihren illegalen Gewinnen.“ Niedersachsen liegt im Bundesvergleich erneut auf Platz zwei bei der Anzahl geführter Verfahren.
Schwerpunkte und aktuelle Entwicklungen der OK-Bekämpfung
Der Hauptfokus der OK-Bekämpfung liegt auf internationalem Rauschgifthandel, Clankriminalität, Cybercrime und verschlüsselter Kommunikation. Der Einfuhrschmuggel über Nordseehäfen bleibt ein zentrales Einsatzfeld, unterstützt durch Kooperationen wie das Projekt INOK und die EU-Ports Alliance. Die Cannabislegalisierung wird beobachtet, ohne dass eine Entlastung der Schwarzmarktstrukturen erkennbar ist.
Kryptierte Kommunikation spielte in 16 Verfahren eine zentrale Rolle. Die Entschlüsselung dieser Daten gilt als entscheidend für die Zerschlagung krimineller Netzwerke. Innenministerin Behrens forderte bundesgesetzliche Regelungen, um Ermittlern rechtssicheren Zugang zu verschlüsselter Kommunikation zu ermöglichen.
Die Zahl der Geldautomatensprengungen konnte durch koordinierte Maßnahmen deutlich reduziert werden. Cybercrime bleibt ein wachsendes Feld, jedoch werden viele Delikte nicht als OK eingestuft, da die Täter dezentral und projektbezogen agieren („Crime-as-a-Service“). Niedersachsen reagiert mit der Einrichtung einer Zentralstelle Cybercrime, die 2026 den Betrieb aufnehmen soll, inklusive 19 neuer Stellen und moderner Infrastruktur.
Mit der Einrichtung einer niedersachsenweiten OK-Plattform zur Vernetzung von Polizeidienststellen sollen Brennpunkte schneller erkannt und flexibel bekämpft werden. Ministerin Behrens: „Organisierte Kriminalität verändert sich rasant. Moderne Ermittlungsstrategien, technische Innovationen und engere Vernetzung sind entscheidend für eine wirksame Bekämpfung.“