
Die Zentralstelle Cybercrime Bayern hat Anklage gegen zwei mutmaßliche Mitglieder eines internationalen Betrugsnetzwerks erhoben, das über manipulierte Trading-Plattformen hunderte Anleger um Millionenbeträge geschädigt haben soll. Der Hauptangeklagte soll ein weltweites Geflecht von Scheinfirmen genutzt und auf diese Weise über 5,6 Millionen Euro erlangt haben.
Die Zentralstelle Cybercrime Bayern hat Anklage gegen zwei mutmaßliche Hauptakteure eines länderübergreifend agierenden Betrugsnetzwerks erhoben, das über manipulierte Online-Trading-Plattformen wie „Trade Capital“ und „Fibonetix“ hunderte Geschädigte um hohe Summen gebracht haben soll. Im Zentrum des Verfahrens steht ein 36-jähriger israelischer und ukrainischer Staatsangehöriger, der laut Anklage als führendes Mitglied einer hierarchisch organisierten Gruppierung agierte, die sich zwischen 2018 und 2020 dem banden- und gewerbsmäßigen Betrug im Internet verschrieben hatte.
Dem Hauptangeklagten wird vorgeworfen, aus dem Hintergrund heraus strategische Entscheidungen getroffen und ein globales Firmen- und Kontengeflecht zur Verschleierung und Abwicklung der betrügerischen Aktivitäten betrieben zu haben. Insgesamt soll er aus den Taten Vermögenswerte in Höhe von mindestens 5,6 Millionen Euro erlangt haben. Das Netzwerk nutzte drei professionell betriebene Callcenter in Kiew, Sofia und Belgrad, von denen aus Anleger durch gezielte Täuschung zur Investition auf den betrügerischen Plattformen verleitet wurden. Die Ermittler gehen allein in Deutschland von 399 nachweislich geschädigten Personen mit einem Gesamtschaden von knapp 10 Millionen Euro aus. Interne Unterlagen belegen jedoch einen mutmaßlich deutlich höheren Gesamtschaden von mindestens 27 Millionen Euro. Der höchste Einzelschaden belief sich auf 584.000 Euro.
Der 41-jährige Mitangeklagte soll im bulgarischen Büro für das operative Backoffice-Management verantwortlich gewesen sein und dabei an der betrügerischen Abwicklung mitgewirkt haben. Auch ihm wird banden- und gewerbsmäßiger Betrug zur Last gelegt; der ihm zurechenbare Schaden soll bei rund 3,2 Millionen Euro liegen. Beide Angeklagten wurden im Dezember 2021 in Israel festgenommen und 2023 nach Deutschland ausgeliefert.
Die Ermittlungen zählen zu den aufwendigsten Komplexen der bayerischen Cyberermittler. Im Rahmen mehrerer international koordinierter Einsätze – sogenannter Action Days – wurden Standorte durchsucht, Vermögenswerte sichergestellt und Fahrzeuge beschlagnahmt, darunter ein Lamborghini und ein Rolls-Royce. In der Folge kam es zu zahlreichen Verurteilungen von Mittätern in der Ukraine, Deutschland und Bulgarien. Die nun angeklagten Männer müssen sich demnächst vor der Cyber-Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Bamberg verantworten.