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Im hessischen Innenministerium ist ab sofort die Wanderausstellung „Ja, DAS ist Antisemitismus!“ der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) Hessen zu sehen, die reale antisemitische Vorfälle künstlerisch verarbeitet und zur Auseinandersetzung mit der Perspektive der Betroffenen anregt. Innenminister Roman Poseck betonte bei der Eröffnung die Verantwortung Deutschlands im Kampf gegen Antisemitismus, besonders angesichts des drastischen Anstiegs antisemitischer Vorfälle seit dem Hamas-Terrorangriff vom 7. Oktober 2023. Das Land Hessen unterstützt die Arbeit von RIAS und ähnliche Demokratieprojekte weiterhin mit knapp 8,8 Millionen Euro jährlich.
Die über das Landesprogramm „Hessen – aktiv für Demokratie und gegen Extremismus“ geförderte und an das Demokratiezentrum Hessen angebundene Recherche und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) Hessen hat auf der Grundlage von authentischen antisemitischen Vorfällen die Ausstellung „Ja, DAS ist Antisemitismus!“ entwickelt. Die Vorfälle wurden von den Illustratorinnen Sophia Hirsch und Büke Schwarz – in anonymisierter Weise – in Bildern bzw. Bildgeschichten umgesetzt. Hierfür wurden Schimpfworte und Gesten als Symbole gezeichnet und Reaktionen auf die antisemitischen Vorfälle teils durch Mimik und Gestik der Betroffenen oder der in das Geschehen involvierten Personen dargestellt. Die im Rahmen der Ausstellung verarbeiteten Vorfälle zeigen rechtsextremistischen Antisemitismus,israelbezogenen Antisemitismus, Post-Shoah-Antisemitismus und auch verschwörungsideologischen Antisemitismus.
Die Ausstellung, die aus elf Holzrahmen mit Bannern besteht, dient als Ausgangspunkt, um sich mit der Betroffenenperspektive zu befassen; sie will für die Betroffenenperspektive sensibilisieren und darstellen, dass Antisemitismus Alltag ist. Zudem regt die Ausstellung dazu an, darüber zu reflektieren, wie Antisemitismus erkannt und wie ihm begegnet werden kann. Die Wanderausstellung war erstmals im Mai und Juni 2024 an der Philipps-UniversitätMarburg zu sehen. Im Anschluss wurde die Ausstellung unter anderem in Gießen und Kassel sowie am Standort Mühlheim der HöMS gezeigt. Von dem 30. April 2025 und bis zum 25. Juni 2025 war die Ausstellung im Polizeipräsidium Frankfurt am Main zu sehen. Ab heute wird die Ausstellung bis August im Gang zwischen Foyer und Kantinentrakt des Innenministeriums gezeigt. Besucherinnen und Besucher können sich diese nach einer Anmeldung an der Pforte anschauen.
Innenminister Roman Poseck hat heute die Ausstellung im Innenministerium eröffnet und erklärt: „Antisemitismus ist leider ein sehr aktuelles Problem in unserer Gesellschaft. Der Terrorangriff der Hamas auf Israel hat eine Welle des Hasses gegen jüdische Menschen losgetreten. Auf unseren Straßen haben sich schreckliche Szenen abgespielt; auchim Netz gab es unzählige antisemitische Anfeindungen. Es beschämt mich zutiefst, was Jüdinnen und Juden 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Deutschland ertragen müssen. Gerade für uns Deutsche erwächst eine dauerhafte Verantwortung, niemals zu vergessen, was geschah. Deshalb ist es wichtig, die Gesellschaft zu sensibilisieren. Genau hier setzt die Ausstellung der Recherche und Informationsstelle Antisemitismus an und schafft es, die Perspektive der Betroffenen darzustellen. Die Ausstellung will vor allem die jüngsten Ereignisse von Antisemitismus erlebbar machen, die sich insbesondere infolge des Terrorangriffs der Hamas auf Israel gezeigt haben. Ich bin sicher, dass die Ausstellung dazu beitragen wird, eine noch größere Sensibilität für die Menschenverachtung aller Formen des Antisemitismus zu entwickeln.
Das Land Hessen unterstützt mit dem Landesprogramm „Hessen – aktiv für Demokratie und gegen Extremismus“ die Recherche und Informationsstelle Antisemitismus und stellt für dieses Jahr knapp 230.000 Landesmittel bereit. Mit dem heutigen Tag startet die bereits dritte Förderperiode.
Mit dem Landesprogramm fördern wir seit 2015 wichtige Präventionsprojekte zur Förderung von Demokratie, zur Bekämpfung von Extremismus und zur Bekämpfung von Antisemitismus. Trotz knapper Haushaltsmittel werden auch für die neue Förderperiode wieder Mittel in der bisherigen Größenordnung in Höhe von etwa 8,8 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Dies ist eine klare Prioritätensetzung zu Gunsten der Projekte zur Stärkung unserer Demokratie.
Die schwarz-rote Landesregierung unternimmt alles, was möglich ist, um jüdische Bürger und ihre Einrichtungen zuschützen. So haben wir im vergangenen Jahr das Polizeirecht reformiert und darin ermöglicht, besonders gefährdete Religionsstätten wie Synagogen per Videoüberwachung besser zu schützen. Im Februar dieses Jahres wurde wir die erste Videoschutzanlage in Frankfurt angebracht, um einen „Rund-um-die Uhr-Objektschutz“ für die Sicherheit der Westendsynagoge durch die hessische Polizei zu gewährleisten. Es ist ein zusätzlicher Sicherheitsgewinn, der angesichts der aktuellen Lage leider erforderlich ist.
In Hessen hat der Schutz jüdischen Lebens für die Sicherheitsbehörden höchste Priorität. Die Sicherheitsmaßnahmenan den jüdischen Einrichtungen und Objekten befinden sich in Hessen auf einem hohen Niveau. Auch die Polizeipräsidien stehen insbesondere seit dem 07. Oktober 2023 in einem ständigen Austausch mit den Verantwortlichen der Jüdischen Gemeinden. Die hessischen Sicherheitsbehörden bleiben auch angesichts der aktuellen Entwicklungen in Nahost sehr wachsam und passen ihre Maßnahmen bei Bedarf an.
Es ist ein großes Glück, dass es nach der Shoa wieder jüdisches Leben in Deutschland gibt. Umso erschreckender und beschämender ist es, was seit dem Terrorakt der Hamas auf Israel in unserem Land geschehen ist. Der Antisemitismus zeigt sich von seiner schrecklichsten Seite: Die erst kürzlich von RIAS vorgestellten Zahlen zu antisemitischen Vorfällen in Hessen sind erschreckend. Im vergangenen Jahr wurden 926 antisemitische Vorfälle registriert, was eine Steigerung von 75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Auch im Jahr 2023 registrierte RIAS bereits einen erhöhten Anstieg antisemitischer Vorfälle, insbesondere seit dem Terrorakt der Hamas am 7. Oktober 2023. Darunter fallen Bedrohungen, Beleidigungen und antisemitische Aussagen oder Vorfälle gegen Personen und Einrichtungen. Diese Entwicklung ist erschreckend und spiegelt leider auch das Bild unserer Polizeilichen Kriminalstatistik wider. Die Zahl antisemitischer Straftaten hat sich nach dem erheblichen Anstieg im Jahr 2023 im vergangenen Jahr leicht um zehn Fälle auf 357 Delikte erhöht. Den Großteil, 286 Fälle (80 %), machen Straftaten aufgrund von Volksverhetzung (§ 130 StGB) und der Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen (§ 86a StGB) aus.
Wir haben nicht zuletzt aufgrund unserer historischen Verantwortung eine Verpflichtung, alles zum Schutz jüdischen Lebens zu tun. Neben dem Staat ist auch die gesamte Gesellschaft dazu aufgerufen, jeder Form des Antisemitismus beherzt und kompromisslos entgegenzutreten.“
Zu RIAS Hessen
Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen (RIAS Hessen) ist angebunden an das Demokratiezentrum Hessen an der Philipps-Universität Marburg. RIAS Hessen widmet sich in erster Linie der Unterstützung der von antisemitischen Vorfällen Betroffenen und der Dokumentation sowie Analyse des Antisemitismus in Hessen. RIAS Hessen ist die erste Anlaufstelle in Hessen für von Antisemitismus Betroffene. Sollten die Betroffenen Beratung benötigen, verweist RIAS Hessen vor allem an OFEK e.V.
Eine zentrale Grundlage ist die Arbeitsdefinition Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) sowie die Arbeitsweise des Bundesverbandes RIAS e.V.
RIAS Hessen ist auch in Bildung, Wissenschaft und Forschung aktiv. RIAS Hessen wird finanziert durchdas Bundesprogramm „Demokratie leben! Demokratie fördern. Vielfalt gestalten. Extremismus vorbeugen.“ sowie durch das Landesprogramm „Hessen – aktiv für Demokratie und gegen Extremismus“.
HMdI, 01.07.2025