Berlin, 5. September 2025 (JPD) – Noch nie zuvor sind in Deutschland so viele ausländische Berufsabschlüsse anerkannt worden wie im Jahr 2024. Nach aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes erreichte die Zahl ein Rekordhoch von fast 95.500 Anerkennungen. Das entspricht einem Zuwachs von 21 Prozent im Vergleich zu 2023 und einer Verdreifachung seit 2016. Besonders deutlich war der Anstieg in den Pflegeberufen, wo 2024 rund 19 Prozent mehr Anerkennungen verzeichnet wurden.

    Die Pflege ist einer der am stärksten betroffenen Bereiche des Fachkräftemangels. Von den insgesamt rund 931.800 Beschäftigten in den Pflegeberufen haben 12,5 Prozent einen ausländischen Hintergrund. Trotz dieser Entwicklung bleiben zahlreiche Stellen unbesetzt: Allein in der Kranken- und Altenpflege mit dreijähriger Ausbildung fehlen derzeit rund 28.650 Fachkräfte. Hinzu kommt, dass fast jede vierte Pflegekraft bereits 55 Jahre oder älter ist. Der demografische Wandel verstärkt den Druck auf das Gesundheitssystem zusätzlich.

    Experten sehen in der Anerkennung ausländischer Qualifikationen einen zentralen Baustein, um die Versorgungslücke zu schließen. „Dass immer mehr ausländische Berufsabschlüsse anerkannt werden, ist erfreulich“, betonte IW-Experte Daniel Wörndl. Er hob hervor, dass auch Unternehmen die Bedeutung der Anerkennung erkannt hätten – nicht nur, um offene Stellen zu besetzen, sondern auch, um Wertschätzung zu zeigen und langfristige Mitarbeiterbindung zu sichern. Entscheidend seien jedoch effizientere Verfahren, digitale Strukturen und der mögliche Einsatz von Künstlicher Intelligenz, um Prozesse zu beschleunigen.

    Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag eine einheitliche Acht-Wochen-Frist für Anerkennungsverfahren in den Fokus gerückt. Für Unternehmen wäre dies nach Einschätzung von Wörndl ein wichtiges Signal, da in Zeiten des Fachkräftemangels Planungssicherheit besonders entscheidend sei. Unterstützung bei der Bewertung von Qualifikationen bietet das vom Bundeswirtschaftsministerium geschaffene und vom Institut der deutschen Wirtschaft betriebene BQ-Portal. Es enthält Informationen zu Berufsbildungssystemen in 107 Ländern und über 6.300 ausländische Berufsprofile und gilt als zentrale Anlaufstelle für Anerkennungsstellen und Unternehmen.

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