
Köln, 4. Oktober 2025 (JPD) – Millionen Mieterinnen und Mieter in Deutschland könnten von Mieterstrom aus Solarenergie profitieren. Eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, dass das Modell erheblich zur Energiewende beitragen könnte – bislang aber kaum genutzt wird. Nach den Berechnungen ließe sich fast ein Drittel des bis 2030 angestrebten Photovoltaik-Ausbaus über Mieterstrom realisieren.
Mieterstrom aus Solarenergie bietet großes Potenzial
Laut der IW-Studie, die im Rahmen des Ariadne-Projekts erstellt wurde, könnten bis zu 20,4 Millionen Wohnungen in rund drei Millionen Mehrfamilienhäusern technisch mit Mieterstrom versorgt werden. Würde dieses Potenzial vollständig ausgeschöpft, könnten bis zu 60 Gigawatt Photovoltaik-Leistung installiert werden. Damit könnte Mieterstrom zu einem zentralen Baustein der Energiewende werden.
Beim Mieterstrom-Modell errichten Hausbesitzer oder Vermieter Solaranlagen auf dem Dach und bieten den erzeugten Strom direkt den Bewohnern an. Da keine Netzentgelte und Umlagen anfallen, profitieren Mieter von günstigeren Strompreisen. Nur der Restbedarf wird über das öffentliche Netz gedeckt. Besonders vorteilhaft ist das Konzept in Kombination mit Wärmepumpen oder Elektroautos, da sich der Eigenverbrauch weiter steigern lässt.
Auch Vermieter können profitieren: Im Basisszenario errechnet die Studie eine Rendite von 3,6 Prozent, unter optimalen Bedingungen sogar bis zu 18,5 Prozent. Entscheidend ist die Auslastung der Anlage und die Zahl der teilnehmenden Haushalte. Dennoch bleibt der Markt klein – bei der Bundesnetzagentur sind bislang nur etwa 5.400 Mieterstromanlagen gemeldet, während es über vier Millionen Photovoltaikanlagen insgesamt gibt.
Bürokratische Hürden bremsen Mieterstrom aus Solarenergie
Die Studie benennt vor allem bürokratische Hemmnisse als Hauptgrund für den schleppenden Ausbau. Komplexe Vorgaben zur Strommessung und Abrechnung sowie langwierige Genehmigungsprozesse durch Netzbetreiber verzögern viele Projekte. IW-Ökonom Ralph Henger fordert deshalb eine Vereinfachung der Verfahren: Digitale Standardprozesse für Zählerwechsel und Netzanschluss sowie klare Anreize für die Nutzung von Solarstrom könnten helfen, das Potenzial zu heben. Ohne Reformen blieben große Chancen für die Energiewende ungenutzt.
Fazit: Mieterstrom aus Solarenergie könnte einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten und gleichzeitig Mieter entlasten. Damit das Modell seine Wirkung entfalten kann, braucht es jedoch mehr politische Unterstützung und weniger Bürokratie.