
Kiel, 4. September 2025 (JPD) – Die deutsche Wirtschaft bleibt nach Einschätzung des Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel) auch im Herbst 2025 ohne Schwung. In seiner aktuellen Konjunkturprognose erwarten die Forscher für das laufende Jahr lediglich ein minimales Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 0,1 Prozent. Damit korrigiert das Institut seine Sommerprognose von 0,3 Prozent leicht nach unten. Für 2026 und 2027 rechnet das IfW mit Zuwächsen von 1,3 beziehungsweise 1,2 Prozent, was ebenfalls unter den bisherigen Erwartungen liegt.
Die Ökonomen führen aus, dass die erweiterten finanzpolitischen Spielräume ab dem kommenden Jahr zwar genutzt würden, um die Konjunktur durch höhere Staatsausgaben zu stützen. Diese Impulse allein reichten jedoch nicht aus, um einen selbsttragenden Aufschwung einzuleiten. Konjunkturchef Stefan Kooths betonte, ohne tiefgreifende Strukturreformen bleibe die deutsche Wirtschaft auf kurzfristige Strohfeuereffekte angewiesen. Belastend wirkten zudem die anhaltenden US-Zölle, die zunehmende Konkurrenz chinesischer Produkte auf internationalen Märkten sowie rückläufige chinesische Importe deutscher Waren.
Während die Exporte trotz eines starken Jahresauftakts im laufenden Jahr stagnieren dürften, zeichnet sich ab 2026 ein leichtes Wachstum ab. Der private Konsum, der zuletzt ins Stocken geraten war, soll sich mittelfristig wieder erholen, da die Haushalte mit steigenden Einkommen rechnen können. Die Inflationsrate bewegt sich stabil in der Nähe von zwei Prozent, mit einer leichten Aufwärtstendenz.
Im Bausektor sehen die Kieler Experten eine langsame Erholung. Zwar hat die amtliche Statistik jüngst ein noch schwächeres Bild insbesondere für den Wohnungsbau gezeigt, doch deuten positive Auftragseingänge und Baugenehmigungen auf eine Belebung hin. Auch im Tiefbau wird angesichts geplanter öffentlicher Investitionen mit einem deutlichen Anstieg gerechnet.
Für den Arbeitsmarkt prognostiziert das IfW Kiel eine allmähliche Entspannung: Die Arbeitslosenquote, die in diesem Jahr bei 6,3 Prozent liegt, könnte bis 2027 auf 5,8 Prozent zurückgehen. Allerdings geht der Aufschwung zulasten der Staatsfinanzen. Das Haushaltsdefizit, das derzeit bei zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegt, dürfte bis 2027 auf 3,5 Prozent steigen.
Im weltwirtschaftlichen Umfeld erwarten die Forscher 2026 einen Dämpfer mit einer Abschwächung des globalen Wachstums auf 2,8 Prozent. Erst 2027 soll die Weltkonjunktur wieder leicht zulegen, bleibt mit einem Anstieg von drei Prozent jedoch unterdurchschnittlich.