
Berlin, 2. Oktober 2025 (JPD) – 35 Jahre nach der Deutschen Einheit zeigt sich das alte Ost-West-Muster in Wirtschaft und Finanzen zunehmend verblasst, während sich die Kluft zwischen Stadt und Land verstärkt. Zu diesem Ergebnis kommen aktuelle Studien des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Die ostdeutschen Länder haben in den vergangenen Jahrzehnten zu ärmeren westdeutschen Regionen aufgeschlossen, während finanzstarke Länder wie Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Hamburg ihren Vorsprung ausbauen. Laut den DIW-Expert:innen verstärken sich die Unterschiede trotz des Finanzausgleichs zwischen reichen und armen Regionen weiter.
Wirtschaftliche Unterschiede in Deutschland: Ost-West-Gefälle weicht Stadt-Land-Kluft
Der Finanzausgleich sorgt dafür, dass finanzstarke Länder an schwächere Länder Transferzahlungen leisten. Ostdeutsche Länder bleiben Empfänger, aber auch westdeutsche Bundesländer wie das Saarland oder Niedersachsen zählen dazu. Gleichzeitig profitieren wohlhabende Länder wirtschaftlich von der Zuwanderung junger Menschen aus Ostdeutschland und klagen regelmäßig über die Höhe der Ausgleichszahlungen. Szenarien des DIW Berlin zeigen, dass sich die finanzstarken und -schwachen Regionen in den kommenden Jahrzehnten weiter auseinanderentwickeln könnten, insbesondere durch demografische Unterschiede.
Die Produktivitätsentwicklung verdeutlicht die Verschiebung der Ungleichheit. Während die ostdeutschen Länder ihre Arbeitsproduktivität seit 1991 von rund 50 Prozent auf heute etwa 90 Prozent des gesamtdeutschen Niveaus steigern konnten, profitieren vor allem städtische Ballungsräume von hohen Wertschöpfungsraten. Ländliche Regionen bleiben dagegen weitgehend zurück, wodurch sich ein neues Stadt-Land-Gefälle etabliert. Viele ostdeutsche Regionen schneiden dabei besser ab als westdeutsche Vergleichsregionen, doch die Unterschiede zwischen Metropolen und ländlichen Räumen nehmen stetig zu.
Die DIW-Forscher:innen empfehlen, die Regionalpolitik stärker auf strukturschwache Gebiete auszurichten, sowohl im Osten als auch im Westen. Dazu gehören gezielte Finanzausgleichsmechanismen auf kleinräumiger Ebene, Investitionen in digitale Infrastruktur, Fachkräftesicherung im ländlichen Raum und eine regionale Industriepolitik zur Stärkung kleiner und mittlerer Unternehmen.
Die Analysen zeigen, dass der ostdeutsche Aufholprozess weitgehend abgeschlossen ist, die neue Herausforderung aber darin besteht, die wachsende Kluft zwischen Stadt und Land auszugleichen, um die wirtschaftliche Entwicklung in allen Regionen Deutschlands ausgewogen zu gestalten.