
Wiesbaden, 8. September 2025 (JPD) – Hessens Innenminister Roman Poseck und der Präsident des Landesamts für Verfassungsschutz (LfV) Hessen, Bernd Neumann, haben den Verfassungsschutzbericht 2024 vorgestellt. Der Bericht zeigt, dass Extremismus in Hessen trotz eines leichten Rückgangs beim Personenpotenzial weiterhin eine ernste Bedrohung für die Demokratie darstellt. Besonders der Rechtsextremismus bleibt laut Poseck die größte Gefahr, da er zunehmend in Parlamente hineinwirke und Gewaltbereitschaft stark zunehme. Zwischen 2023 und 2024 stiegen die rechtsextremistisch motivierten Straftaten von 1.445 auf 1.997 Fälle – ein Anstieg um 38 Prozent.
Auch der Linksextremismus ist im Aufwind. Zwar stagniert das Personenpotenzial bei 2.600, doch die Zahl der Gewalttäter erreichte mit 730 einen neuen Höchststand. Linksextremistische Angriffe, darunter Brandanschläge und antisemitische Aktionen in Verbindung mit Teilen der pro-palästinensischen Szene, nehmen zu. Der islamistische Extremismus bleibt mit knapp 3.900 Personen eine Gefahr, auch wenn die Zahl der Straftaten 2024 rückläufig war.
Zunehmend im Fokus stehen Reichsbürger und Selbstverwalter. Ihr Potenzial stieg seit 2020 auf rund 1.250 Personen, wobei sich die Szene enger mit Rechtsextremisten und Verschwörungstheoretikern vernetzt. Als gefährlich stuft Poseck insbesondere den Zugang dieser Gruppen zu Waffen ein. Der Bericht dokumentiert zudem eine wachsende Rolle sozialer Medien als Beschleuniger von Radikalisierungsprozessen, die immer jüngere Menschen betreffen.
Neben dem Extremismus warnte der Verfassungsschutz auch vor hybriden Bedrohungen durch ausländische Nachrichtendienste. Diese reichten von Cyberangriffen bis zu gezielten Desinformationskampagnen, etwa im Vorfeld der Bundestagswahl 2025. Poseck und Neumann betonten, dass der Verfassungsschutz als Frühwarnsystem unverzichtbar sei, Prävention verstärkt werden müsse und die Gesellschaft insgesamt gefordert sei, Extremismus und Spaltung entschieden entgegenzutreten.