
Berlin, 21. November 2025 (JPD) – Die Zahl der gegen Frauen und Mädchen gerichteten Straftaten ist im Jahr 2024 erneut deutlich gestiegen. Das zeigen die heute in Wiesbaden veröffentlichten Bundeslagebilder des Bundesinnenministeriums, des Bundesfrauenministeriums und des Bundeskriminalamts (BKA) zu Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt. Neben einem Anstieg bei Sexualdelikten, Tötungsdelikten und digitaler Gewalt verzeichnet das BKA auch bei der häuslichen Gewalt einen neuen Höchststand. Nach Einschätzung der Behörden wächst zugleich das Dunkelfeld erheblich, da viele Taten nicht angezeigt werden.
Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt auf Höchststand
Nach den Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik wurden 2024 insgesamt 53.451 weibliche Opfer von Sexualdelikten registriert, ein Plus von 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Nahezu die Hälfte der Betroffenen war minderjährig. Die Spannbreite der Delikte reicht von sexueller Belästigung über Vergewaltigung und sexuelle Nötigung bis hin zum sexuellen Missbrauch. 308 Frauen und Mädchen wurden im vergangenen Jahr getötet; insgesamt erfasste die Polizei 328 Opfer vollendeter Tötungsdelikte. Da die Tatmotivation nicht erhoben wird, können diese Fälle statistisch nicht als „Femizide“ im engeren Sinne klassifiziert werden.
Auch die digitale Gewalt gegen Frauen nimmt weiter zu. 18.224 Betroffene meldeten Cyberstalking, Online-Bedrohungen oder ähnliche Tatbegehungen – ein Anstieg um sechs Prozent. Im Bereich der politisch motivierten Kriminalität wurden 558 frauenfeindliche Straftaten verzeichnet, darunter 39 Gewaltdelikte. Die Fallzahlen stiegen damit erneut deutlich.
Im Bereich der häuslichen Gewalt zeigt sich eine ebenfalls besorgniserregende Entwicklung. Insgesamt 265.942 Menschen wurden im Jahr 2024 Opfer häuslicher Übergriffe, so viele wie nie zuvor. Rund 70 Prozent der Betroffenen sind Frauen. Unter den Opfern sind sowohl Fälle von Partnerschaftsgewalt als auch innerfamiliärer Gewalt erfasst. Vor allem die Gewalt innerhalb von Familien nahm zu und betrifft zunehmend auch Männer und Jungen. Mehrheitlich handelt es sich um Körperverletzungsdelikte.
Besonders auffällig ist der digitale Anteil häuslicher Gewalt. Bei Partnerschaftsgewalt stieg die Zahl der Opfer digitaler Übergriffe um 10,9 Prozent, im innerfamiliären Bereich um 20,4 Prozent. 132 Frauen und 24 Männer wurden im vergangenen Jahr durch Partnerschaftsgewalt getötet. Innerfamiliäre Gewalt forderte 130 Todesopfer.
Das BKA verweist zugleich auf ein hohes Dunkelfeld. Ergebnisse der Opferbefragung LeSuBiA zeigen, dass nur ein kleiner Teil der erlebten Gewalt polizeilich bekannt wird. Die Anzeigequote liegt meist unter zehn Prozent, bei Partnerschaftsgewalt sogar unter fünf Prozent. Die Studie weist zudem darauf hin, dass viele Betroffene mehrfach Opfer werden und verschiedene Gewaltformen erleben. Häufig berichten Betroffene zudem von Gewalterfahrungen in der Kindheit, was das Risiko erneuter Viktimisierung erhöht.
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt kündigte angesichts der Entwicklung Maßnahmen wie die Einführung einer elektronischen Fußfessel für gefährliche Täter und eine strengere Einordnung von K.O.-Tropfen an. Bundesfrauenministerin Karin Prien und BKA-Präsident Holger Münch betonten die Notwendigkeit besserer Prävention, verlässlicher Daten und eines starken Hilfsnetzwerks. Das Ziel: wirksame Strategien, um Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt nachhaltig einzudämmen.