Die Zahl der Cybercrime-Delikte in Niedersachsen ist 2024 stark angestiegen, was vor allem auf eine erweiterte Erfassungsmethodik zurückzuführen ist. Innenministerin Behrens betont die wachsende Bedeutung digitaler Spurensicherung und kündigt mit der Beweismittelcloud einen weiteren Schritt zur Digitalisierung der Strafverfolgung an.

    Egal um welche Kriminalitätsform es geht, nahezu überall sind digitale Spuren in Form von Bildern, Videos oder sonstigen Daten für die polizeilichen Ermittlungen zu sichern. Insbesondere Cybercrime stellt mittlerweile in vielen Bereichen eine Gefahr dar, von der Behörden, Unternehmen und auch Privatpersonen zunehmend betroffen sind. Dabei handelt es sich beispielsweise um das Ausspähen und Abfangen von Daten, Datenhehlerei, Computerbetrug und Computersabotage.

    Im Jahr 2024 wurden in Niedersachsen – nach den neuen, erstmals geltenden Erfassungsregeln der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) – insgesamt 30.886 Cybercrimedelikte (gegenüber 13.218 im Jahr 2023) registriert. Der drastische Anstieg im Vergleich der Jahre 2023 und 2024 liegt darin begründet, dass seit 2024 auch Fälle erfasst werden, bei denen der Ort der strafbaren Handlung entweder nicht eindeutig ermittelt werden konnte oder die Tat vom Ausland aus erfolgte (sog. „Auslandstaten“). Diese zusätzliche Erfassung bildet die Auswirkungen von Cyberkriminalität auf die Geschädigten und die Polizei in Niedersachsen deutlich realistischer ab. Es wurden 3.649 Tatverdächtige in Deutschland (2023: 3.422) und 1.184 im Ausland (2023: 1.339) ermittelt.

    Eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung digitaler Kriminalität übernehmen die IT-Forensik-Labore der Polizeibehörden: Sie sind zuständig für die Aufbereitung der digitalen Beweismittel. Heute (06.08.2025) hat sich die Niedersächsische Ministerin für Inneres, Sport und Digitalisierung, Daniela Behrens, über deren komplexe Arbeit im IT-Forensik-Labor der Zentralen Kriminalinspektion der Polizeidirektion Lüneburg informiert.

    Innenministerin Behrens: „Das Internet bietet uns allen eine Vielzahl von Möglichkeiten, die wir tagtäglich in unserem Alltag nutzen. Viele davon erleichtern uns unsere Arbeit und unser Leben. Aber: Auch Kriminelle nutzen diesen Raum für ihre Machenschaften. Dass wird am drastischen Anstieg der Fälle im Bereich Cybercrime deutlich. Umso wichtiger ist es, dass die Polizei hier gut ausgestattet gegen diese Kriminellen vorgeht. Dabei leisten die IT-Forensik-Labore der Polizei Niedersachsen einen entscheidenden Beitrag.“

    Für die Polizei bedeuten die Ermittlungen im digitalen Umfeld und insbesondere im Phänomen Cybercrime, dass sie riesige Datenmengen sicherstellen und untersuchen muss: Im Jahr 2024 waren es erstmals mehr als 10 Petabyte (mehr als 10 Mio. Gigabyte), die untersucht wurden (2023 waren es noch ca. 8,5 PB). Mehr als 60 Prozent lagen im Bereich mit Kinder- und Jugendpornografie.

    Im Bereich der Verbreitung pornografischer Inhalte ist in der PKS des Jahres 2024 im Vergleich zum Vorjahr eine Abnahme um 14,11 Prozent auf 6.991 Fälle zu verzeichnen. Kinderpornographie-Delikte sind in diesem Zusammenhang um 18,69 Prozent auf 5.574 Fälle gesunken (2023: 6.855). Jugendpornographie-Delikte sind hingegen um 65 Taten bzw. 5,77 Prozent, von 1.126 auf 1.191 Fälle gestiegen. Trotz des Rückgangs der Verbreitungsdelikte stieg das zu untersuchende Datenvolumen in diesem Deliktsbereich deutlich um rund 32 % von ca. 4,7 Petabyte (PB) in 2023 auf ca. 6,2 PB im vergangenen Jahr.

    Klassisch für Cybercrime sind nach wie vor die Angriffe gegen das Onlinebanking. Hier registrierte die Polizei im vergangenen Jahr 2.493 Fälle mit einem Schaden in Höhe von ca. 11,5 Mio. Euro, was einen Rückgang um 11,4 Prozent gegenüber den in 2023 festgestellten 2.814 Fällen mit einer Schadenshöhe von 14,4 Mio. Euro (-20,1 Prozent) darstellt.

    Deutlich zurückgegangen ist die Anzahl gemeldeter DDoS-Attacken. Diese Angriffe können Server im Internet temporär zum Ausfall bringen und potenziell erheblichen Schaden verursachen. Wurden 2023 noch 15 bedeutende DDoS-Attacken registriert, waren es im Jahr 2024 lediglich 8.

    Ransomwaredelikte auf Institutionen, bei denen Dateien verschlüsselt oder Zugriffe auf Computer und Netzwerke verhindert werden, sind laut Monitoring des LKA Niedersachsen von 78 gemeldeten Fällen in 2023 um 23 Prozent auf 60 im vergangenen Jahr gesunken.

    „Mit dem stetigen Anstieg von Anzahl und Volumen digitaler Spuren in den vergangenen Jahren ist auch ein großer Bedarf an kriminalistischer Digitalkompetenz entstanden, auf den die Polizei mit einer höheren Anzahl von Cyberermittlerinnen und -ermittlern sowie von IT-Spezialisten reagiert hat. Wir freuen uns auch in Zukunft über Menschen, die die Polizei und die Ermittlungen mit ihren guten Internet- und Analysekenntnissen unterstützen wollen,“ betont Ministerin Behrens.

    Die Anforderungen an den „Tatort Internet“ spielen in der praktischen Arbeit der Polizei seit Jahren eine immer größere Rolle. Der Ministerin wurden an konkreten Beispielen digitaler Kriminalitätsformen und Cybercrime die Herausforderungen der digitalforensischen Arbeit der Polizei dargestellt. Die häufig grenzüberschreitend agierenden Täterinnen und Täter sind kreativ, nutzen fortwährend neue technische Möglichkeiten zur Verschlüsselung und Verschleierung und setzen auch sog. KI-Deepfakes für Betrug und Erpressung ein und versuchen die Rückverfolgung krimineller Erträge durch das Verwenden diverser Krypto-Werte zu verhindern.

    Immer wichtiger für die polizeilichen Ermittlungen sind auch die öffentlich zugänglichen Informationen im Internet. Die sogenannte Open Source Intelligence (OSINT) ist daher für den polizeilichen Ermittlungserfolg immer bedeutsamer geworden.

    Innenministerin Behrens zeigte sich vor Ort beim Besuch des Lüneburger IT-Forensik-Labors beeindruckt von den Möglichkeiten der Automatisierung von Abläufen bei der Asservatenannahme, der eigentlichen forensischen Sicherung und der Datenauswertung.

    Die IT-Forensik-Labore werden maßgeblich in die Projektumsetzung der sogenannten Beweismittelcloud eingebunden.

    Ministerin Behrens setzt sich seit Beginn ihrer Amtszeit für den Aufbau einer zwischen Polizei und Justiz gemeinsam genutzten Cloud-Umgebung für digitale Beweismittel ein. Das Landeskriminalamt Niedersachsen ist zusammen mit der Polizeidirektion Oldenburg damit beauftragt, den Prototyp einer funktionsfähigen Infrastruktur umzusetzen.

    Behrens sagt: „Die Beweismittelcloud ist ein wesentlicher Bestandteil der konsequenten Weiterentwicklung unserer digitalen IT-Forensik-Infrastruktur und damit der Digitalisierung der niedersächsischen Strafverfolgungsbehörden. Derzeit werden die Grundlagen dafür gelegt, dass die forensischen Abläufe erheblich optimiert werden und die Anwendenden auf Seiten der Polizei und der Justiz ohne großen Aufwand auf die jeweiligen Beweismitteldaten zugreifen können. Damit werden wir in Niedersachsen die Strafverfolgungsbehörden in die Lage versetzen, neben der digitalen Ermittlungsakte auch digital auf Beweismittel zugreifen zu können. Das ist ein zukunftsweisender Schritt.“

    IM Niedersachsen, 06.08.2025

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