Halle (Saale), 9. September 2025 (JPD) – Die Zahl der Firmeninsolvenzen in Deutschland ist nach einem Rekordwert im Juli im August wieder spürbar gesunken. Nach Angaben des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) wurden im vergangenen Monat 1.409 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften gezählt. Das entspricht einem Rückgang um 11 Prozent gegenüber Juli, liegt aber noch 11 Prozent über dem Vorjahreswert und sogar 51 Prozent über dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019, also der Zeit vor der Corona-Pandemie. Die hohen Juli-Zahlen waren laut IWH teilweise auf Saisoneffekte zurückzuführen.

    Trotz weniger Insolvenzen waren im August deutlich mehr Arbeitsplätze betroffen. In den größten zehn Prozent der insolventen Unternehmen standen mehr als 12.000 Jobs auf dem Spiel, rund 30 Prozent mehr als im Juli. Zwar lagen die Werte damit elf Prozent unter dem Vorjahresmonat, aber 56 Prozent über dem Niveau eines durchschnittlichen Augusts vor der Pandemie. Besonders die Zahl der betroffenen Industriejobs blieb mit etwa 3.700 vergleichsweise niedrig. Zum Höhepunkt zwischen September 2024 und Februar 2025 hatte das IWH im Schnitt noch doppelt so viele betroffene Stellen im produzierenden Gewerbe gezählt. „Die aktuellen Insolvenzzahlen bestätigen die Sorgen vor einer akuten Deindustrialisierung nicht“, erklärte Steffen Müller, Leiter der IWH-Insolvenzforschung.

    Frühindikatoren des IWH deuten für die kommenden Monate allerdings auf einen erneuten Anstieg hin. Demnach sei im September mit leicht höheren Insolvenzzahlen und im Oktober mit besonders hohen Werten zu rechnen. Dennoch erwartet das Institut, dass die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt moderat bleiben.

    Der IWH-Insolvenztrend gilt als verlässlicher Frühindikator für die Entwicklung des Insolvenzgeschehens in Deutschland. Die Daten basieren auf den Veröffentlichungen der Registergerichte und werden mit Unternehmenskennzahlen verknüpft. Damit liefert die Analyse einen schnelleren und präziseren Überblick als die amtliche Statistik, die alle Regelinsolvenzen erfasst, aber mit zeitlichem Verzug erscheint.

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