Berlin, 18. Oktober 2025 (JPD) – Die weltweite Stahlnachfrage dürfte sich im kommenden Jahr leicht erholen. Laut dem aktuellen Short Range Outlook des Weltstahlverbands worldsteel rechnet die Branche für 2026 mit einem Anstieg um 1,3 Prozent auf rund 1,82 Milliarden Tonnen. Für 2025 erwartet der Verband hingegen eine stagnierende Entwicklung. Belastet wird der Markt weiterhin durch die schwache Nachfrage in China und geopolitische Unsicherheiten, einschließlich neuer US-Zolldrohungen.

Deutschland bleibt Schlusslicht bei der Stahlnachfrage

Besonders in Deutschland, dem größten Stahlproduzenten der Europäischen Union, bleibt die Lage angespannt. Für das laufende Jahr prognostiziert worldsteel einen leichten Anstieg der Nachfrage um 1,5 Prozent auf 27 Millionen Tonnen – ein Wert, den der Verband als „technische Erholung“ infolge aufgefüllter Lagerbestände einordnet. Auch die erwartete Zunahme um 4,6 Prozent im Jahr 2026 auf 28 Millionen Tonnen warmgewalzter Stahlprodukte liegt weiterhin deutlich unter dem Niveau vor der Finanzkrise 2009.

Die Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Kerstin Maria Rippel, bezeichnete die Entwicklung als Warnsignal. Die Kombination aus schwacher Nachfrage in Asien und weltweiten Überkapazitäten sorge für anhaltenden Importdruck auf den europäischen Markt. Der Marktanteil von EU-Stahlimporten sei zuletzt auf rund 30 Prozent gestiegen, was ein strukturelles Handelsdefizit entlang der gesamten Wertschöpfungskette verursache.

Rippel forderte daher von der Bundesregierung Unterstützung für ein neues handelspolitisches Schutzinstrument, das die EU-Kommission auf den Weg gebracht habe. Dieses solle den EU-Stahlmarkt vor unfairem Wettbewerb und Dumpingimporten schützen.

Stahlgipfel soll Impulse für Trendwende setzen

Nach Einschätzung der Wirtschaftsvereinigung Stahl bleibt die Stahlnachfrage in Deutschland weiterhin auf niedrigem Niveau. Rückläufige Produktionszahlen in der Automobilindustrie sowie im Maschinen- und Anlagenbau belasteten den heimischen Markt zusätzlich. „Ohne kurzfristig wirksame Nachfrageimpulse ist nicht von einer Trendwende bei der inländischen Stahlnachfrage auszugehen“, erklärte Rippel.

Hoffnung setzt die Branche auf den bevorstehenden Stahlgipfel. Von ihm müssten konkrete politische Signale ausgehen – etwa zur Förderung klimafreundlicher Investitionen, zur Nutzung des Sondervermögens für Infrastruktur und Klimaschutz sowie zu einer Überarbeitung des Vergaberechts. Dieses könne, so Rippel, Investitionen in nachhaltige Grundstoffe „Made in Germany“ gezielt stärken.

Zugleich müsse die Politik Wege zu international wettbewerbsfähigen Strompreisen und einem wirksamen Schutz vor Carbon Leakage aufzeigen. Nur ein entschlossenes Maßnahmenpaket könne den Stahlstandort Deutschland wieder auf Wachstumskurs bringen.

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