Wiesbaden, 19. November 2025 (JPD) – Zwischen 2021 und 2023 haben rund 1 300 Unternehmen mit mindestens 50 Beschäftigten Teile ihrer Unternehmensfunktionen von Deutschland ins Ausland verlagert. Nach Daten des Statistischen Bundesamts entspricht dies 2,2 Prozent aller in Deutschland ansässigen Unternehmen dieser Größenordnung. Insgesamt führten die Verlagerungen zu einem Nettoverlust von rund 50 800 Stellen. Während 71 100 Arbeitsplätze im Inland abgebaut wurden, entstanden zugleich 20 300 neue Stellen, etwa durch Umstrukturierungen oder infolge erzielter Kosteneinsparungen. Besonders betroffen war der Bereich der Warenproduktion, in dem der Nettoabbau bei 21 100 Stellen lag.

Globale Wertschöpfungsketten im Fokus

Die Analyse zeigt, dass globale Wertschöpfungsketten ein prägendes Strukturmerkmal der deutschen Wirtschaft bleiben. Im Jahr 2023 waren 34 600 Unternehmen und damit 59 Prozent aller Betriebe mit mindestens 50 Beschäftigten in grenzüberschreitende Liefer- und Leistungsbeziehungen eingebunden. Diese Unternehmen importierten Vorprodukte oder Dienstleistungen oder exportierten entsprechende Leistungen ins Ausland. Für die neue Statistik zu globalen Wertschöpfungsketten liegen damit erstmals umfassende Ergebnisse vor.

Ein erheblicher Teil der Unternehmensverlagerungen erfolgte innerhalb der Europäischen Union. Rund 900 der betroffenen Unternehmen verlagerten Funktionen in EU-Mitgliedstaaten, während 700 Unternehmen Ziele außerhalb der EU wählten. Als Hauptmotivation nannten knapp drei Viertel der Unternehmen niedrigere Lohnkosten. Zudem verwiesen 62 Prozent auf strategische Entscheidungen der Konzernleitung. Weitere Kostenvorteile spielten ebenfalls eine bedeutende Rolle, während 38 Prozent der Unternehmen den Fachkräftemangel im Inland als Grund für die Verlagerung angaben.

Rechtliche oder administrative Hürden sowie steuerliche Fragen wurden häufig als Hindernisse genannt. Viele Unternehmen äußerten zudem die Sorge, dass die Kosten einer Verlagerung den erwarteten Nutzen übersteigen könnten. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Unternehmensverlagerungen ein komplexer Entscheidungsprozess sind, in dem Kostendruck, Standortbedingungen und globale Wettbewerbsstrukturen eng miteinander verflochten sind. Damit bleibt die Verlagerung von Unternehmensfunktionen ins Ausland ein zentraler Faktor in der wirtschaftspolitischen Debatte.

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