
2015 prägte Angela Merkel mit ihrem Satz „Wir schaffen das“ die Flüchtlingspolitik. Eine neue Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt: Berücksichtigt man die gesamtwirtschaftlichen Effekte, tragen ausländische Beschäftigte über 700 Milliarden Euro zur Wertschöpfung bei. In den vergangenen zehn Jahren haben Millionen Beschäftigte aus dem Ausland den Weg in den deutschen Arbeitsmarkt gefunden.
Rund sieben Millionen Ausländer haben 2024 in Deutschland gearbeitet, beinahe jeder sechste Beschäftigte besaß keine deutsche Staatsangehörigkeit. Im Jahr 2015, als die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel den historischen Satz „Wir schaffen das“ vor der Bundespressekonferenz sprach, hatte nur jeder zehnte Beschäftigte keinen deutschen Pass. Das spiegelt sich auch in der Wirtschaft wider: Im vergangenen Jahr trugen die ausländischen Beschäftigten 536 Milliarden Euro zur Wertschöpfung bei. Allein die seit 2015 hinzugekommenen Beschäftigten erwirtschafteten 240 Milliarden Euro. Berücksichtigt man auch die vorgelagerten Wertschöpfungseffekte und die Konsumausgaben, hängen sogar 706 Milliarden Euro Wertschöpfung in der Bundesrepublik von ausländischen Beschäftigten ab.
Mecklenburg-Vorpommern profitiert am wenigsten
Besonders in Baden-Württemberg tragen ausländische Beschäftigte viel zur Wertschöpfung bei, 2024 waren es 17,3 Prozent – Spitzenwert in der Bundesrepublik. Umgekehrt sieht das Bild in Mecklenburg-Vorpommern aus: Mit 5,4 Prozent war der direkte Beitrag der ausländischen Beschäftigten an der Wertschöpfung im vergangenen Jahr am niedrigsten.
Integration führt über den Arbeitsmarkt
Auch in den anderen ostdeutschen Flächenländern liegt der direkte Beitrag ausländischer Beschäftigter an der Wertschöpfung weit unter dem Bundesschnitt. „Wenn die Bundesländer es schaffen, ausländische Beschäftigte für ihren Arbeitsmarkt zu gewinnen, trägt das unmittelbar zum wirtschaftlichen Erfolg bei“, sagt IW-Expertin Benita Zink. „Andersherum profitieren ausländische Beschäftigte von der Arbeit, denn erfolgreiche Integration geschieht maßgeblich über den Arbeitsmarkt.“ Um die Potenziale auszuschöpfen, müsse insbesondere die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse vereinfacht werden.
Methodik:Die Auswertung basiert auf Daten der Bundesagentur für Arbeit. Der direkte Wertschöpfungsbeitrag der ausländischen Beschäftigten wurde unter der Annahme berechnet, dass ihre Produktivität dem durchschnittlichen Niveau ihrer jeweiligen Branche entspricht. Zusätzlich wurden die indirekten Effekte entlang vorgelagerter Wertschöpfungsketten sowie die induzierten Effekte durch Konsumausgaben mithilfe von Input-Output-Tabellen quantifiziert. Um Doppelzählungen zu vermeiden, fließen dabei nur jene Anteile der Vorleistungsindustrien ein, die nicht bereits im direkten Beitrag berücksichtigt sind.
IW, 22.08.2025