Bundesbauministerin Verena Hubertz will die Mietpreisbremse rückwirkend auf Gebäude mit Baujahr bis 2019 ausweiten. Bis zu 40.000 Wohnungen pro Jahr könnten zusätzlich unter die Preisbremse fallen, wie eine Auswertung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt. Der Wohnungsbau wird dadurch eher erschwert.

Die Wohnungskrise spitzt sich weiter zu. Einmal mehr soll die Mietpreisbremse sie lösen. Auf fünf Jahre hatte der Bundestag die Bremse bei ihrer Einführung im Jahr 2015 befristet. Zehn Jahre später wird nicht nur über eine Verlängerung bis 2029 debattiert – die Justiz- und Bauministerinnen erwägen sogar eine Ausweitung der Regelung auf jüngere Gebäude. Bislang galt: Alle Wohnungen, die nach Oktober 2014 gebaut worden sind, waren von der Mietpreisbremse ausgenommen. Damit wollte man Anreize für den Neubau von Wohnungen setzen. Das soll sich nun ändern: Rückwirkend sollen auch Wohnungen mit Baujahr bis 2019 unter das Gesetz fallen.

Bis zu 40.000 Wohnungen betroffen
Einen großen Unterschied dürfte das nicht machen, wie IW-Schätzungen zeigen. Rund zwei bis vier Prozent der Mietwohnungen wurden zwischen 2015 und 2019 gebaut. Da die Mietpreisbremse nur in angespannten Wohnungsmärkten gilt – grob geschätzt sind es circa zehn Millionen Wohneinheiten – wären bundesweit 200.000 bis 400.000 Wohnungen von der Ausweitung betroffen. Die Mietpreisbremse gilt jedoch nur bei Neuvertragsmieten. Geht man von einer durchschnittlichen Mietdauer von zehn Jahren aus, entspricht das etwa 20.000 bis 40.000 Neuvermietungen pro Jahr – vermutlich sogar weniger. Denn: Je angespannter der Markt, desto seltener ziehen Menschen um.

Viel entscheidender: Mietpreisregulierungen wie die Mietpreisbremse führen mittelfristig zu weniger Angebot, sinkender Investitionsbereitschaft und abnehmender Wohnungsqualität. Die Folge: Besonders einkommensschwächere Haushalte finden keinen Wohnraum. Von der schützenden Preiswirkung profitieren hingegen vor allem einkommensstarke Mieter-Haushalte.

Rückwirkende Mietpreisbremse gefährdet die Glaubwürdigkeit
„Bezahlbarer Wohnraum entsteht nicht durch mehr Regulierung. Die Mietpreisbremse mag kurzfristig Symptome lindern – langfristig aber blockiert sie Wohnungsbau und verschärft das Problem, das sie eigentlich lösen will“, sagt IW-Immobilienexperte Christian Oberst. Vielmehr verspiele die Politik Vertrauen, wenn sie bei den Neubauten rückwirkend in geltende Regeln eingreift. „Der Bausektor braucht zuverlässige Rahmenbedingungen, niedrige Baukosten und weniger Bürokratie – keine staatlichen Eingriffe.“

IW, 17.06.2025

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