
Berlin, 7. November 2025 (JPD) – Nach dem politischen Umbruch in Syrien ist die Zuwanderung syrischer Staatsangehöriger nach Deutschland deutlich zurückgegangen. Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) sank die Zahl der Zuzüge von Januar bis September 2025 um 46,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf rund 40 000. Zugleich nahm die Zahl der Fortzüge um 35,3 Prozent auf rund 21 800 zu. Die Nettozuwanderung syrischer Staatsangehöriger verringerte sich damit auf 18 100 Personen – nach 58 500 im Vorjahr.
Syrische Zuwanderung nach Deutschland geht nach Regimewechsel stark zurück
Der Rückgang der syrischen Zuwanderung steht im zeitlichen Zusammenhang mit dem Ende des Assad-Regimes Ende 2024. Laut Destatis beziehen sich die Wanderungszahlen ausschließlich auf die syrische Staatsangehörigkeit und lassen keine Rückschlüsse auf Fluchtgründe oder Schutzstatus zu.
Auch die Zahl der Asylerstanträge syrischer Staatsangehöriger ist deutlich gefallen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge verzeichnete von Januar bis September 2025 rund 19 200 entsprechende Anträge – ein Rückgang um 67 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dennoch stellten Syrerinnen und Syrer mit einem Anteil von knapp 22 Prozent weiterhin die größte Gruppe der Asylsuchenden in Deutschland.
EU-weit gingen im selben Zeitraum laut Eurostat bis Juli 2025 rund 26 200 Erstanträge von Syrerinnen und Syrern ein, was einem Rückgang von 68,8 Prozent entspricht. Damit war Syrien 2025 das drittgrößte Herkunftsland von Asylsuchenden in der Europäischen Union – hinter Venezuela und Afghanistan. Etwa 61 Prozent aller syrischen Asylanträge innerhalb der EU wurden in Deutschland gestellt.
Zahl der syrischen Schutzsuchenden in Deutschland weiter hoch
Zum Jahresende 2024 lebten laut Ausländerzentralregister rund 713 000 syrische Schutzsuchende in Deutschland. Sie stellten mit knapp 22 Prozent die zweitgrößte Gruppe hinter ukrainischen Staatsangehörigen. Fast die Hälfte war bereits vor oder während 2016 eingereist und lebte somit seit mindestens acht Jahren in Deutschland.
Rund 90 Prozent verfügten über einen humanitären Aufenthaltstitel und damit über einen anerkannten Schutzstatus. Bei der Mehrheit handelte es sich um Flüchtlingsschutz nach der Genfer Konvention oder subsidiären Schutz. In 9 Prozent der Fälle war das Asylverfahren Ende 2024 noch nicht abgeschlossen.
Der Anteil befristeter Schutzstatus lag bei 92 Prozent, was bedeutet, dass die Betroffenen regelmäßig neue Verlängerungsentscheidungen der Ausländerbehörden benötigen.
Über eine Million Menschen mit syrischer Einwanderungsgeschichte
Nach Angaben des Mikrozensus lebten 2024 rund 1,22 Millionen Menschen mit syrischer Einwanderungsgeschichte in Deutschland. Etwa ein Fünftel von ihnen wurde bereits hier geboren. Ein Viertel besaß die deutsche Staatsbürgerschaft, häufig infolge einer Einbürgerung. Im Jahr 2024 wurden rund 83 200 Syrerinnen und Syrer eingebürgert – mehr als jede vierte Einbürgerung entfiel damit auf syrische Staatsangehörige.
Die meisten Menschen mit syrischen Wurzeln leben in Nordrhein-Westfalen (30 Prozent), gefolgt von Niedersachsen, Baden-Württemberg und Bayern. Das Durchschnittsalter beträgt 26,6 Jahre – deutlich jünger als der Durchschnitt der Bevölkerung mit Einwanderungsgeschichte insgesamt.
Bildung und Arbeitsmarktintegration
Von den rund 845 000 Menschen mit syrischer Einwanderungsgeschichte im erwerbsfähigen Alter (15 bis 64 Jahre) waren 46 Prozent erwerbstätig, 8 Prozent erwerbslos und knapp die Hälfte nicht erwerbstätig – vielfach aufgrund laufender Ausbildung, fehlender Arbeitserlaubnis oder gesundheitlicher Gründe.
17 Prozent der 15- bis 64-Jährigen befanden sich noch in Schule oder Ausbildung, was den hohen Anteil der Nichterwerbspersonen erklärt. Etwa 23 Prozent verfügten über einen berufsqualifizierenden Abschluss, davon 105 000 über einen akademischen. Rund 59 Prozent hatten noch keinen entsprechenden Abschluss, viele davon aufgrund ihres jungen Alters oder laufender Bildungswege.