
Nürnberg, 17. November 2025 (JPD) – Ein 71-jähriger Arzt aus dem Landkreis Miesbach steht unter dem Verdacht, seine private Krankenversicherung über Jahre hinweg um mehr als eine Million Euro betrogen zu haben. Nach Angaben der Bayerischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen (ZKG) soll der Mediziner zwischen November 2020 und Juli 2025 in großem Umfang fingierte Rezeptabrechnungen eingereicht haben. Die Ermittler werfen ihm unter anderem Betrug im Gesundheitswesen sowie Urkundenfälschung und Verstöße gegen das Waffengesetz vor. Der Arzt wurde am 6. November festgenommen und einer Ermittlungsrichterin vorgeführt, die den Haftbefehl gegen Meldeauflagen außer Vollzug setzte.
Verdacht auf Betrug im Gesundheitswesen – 159 mutmaßliche Fälle
Die ZKG geht davon aus, dass der Beschuldigte über Jahre Medikamente für sich selbst verordnet und diese Rezepte mit nachgeahmten Stempeln zweier Apotheken versehen haben soll. In 159 Fällen soll er die gefälschten Unterlagen bei seiner privaten Krankenversicherung eingereicht und Erstattungen erhalten haben, ohne die Medikamente tatsächlich erworben oder bezahlt zu haben. Die Versicherung hatte Unregelmäßigkeiten festgestellt und Strafanzeige erstattet, was die Ermittlungen auslöste.
Bei einer groß angelegten Durchsuchung des Wohnanwesens sicherten die Ermittler Unterlagen und Datenträger, die nun ausgewertet werden müssen. Im Zuge eines vom Amtsgericht Nürnberg angeordneten Vermögensarrests stellten sie zudem luxuriöse Handtaschen, Schmuck im Wert von mehr als 220 000 Euro sowie einen Pkw sicher. Außerdem wurden zwei Schlagringe gefunden, weshalb auch ein Verstoß gegen das Waffengesetz im Raum steht. Der Arzt räumte die Vorwürfe in Teilen ein, gilt aber bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung als unschuldig.
Die Ermittlungen führt die ZKG, die bayernweit auf Straftaten spezialisiert ist, die im Zusammenhang mit der Berufsausübung von Angehörigen der Heilberufe stehen. Ihr interdisziplinäres Team aus Staatsanwälten, IT-Fachleuten und Experten für Abrechnungswesen begleitet das gesamte Ermittlungs- und Strafverfahren einschließlich der Vollstreckung. Der Fall verdeutlicht nach Einschätzung der Behörden, welche Dimensionen Betrug im Gesundheitswesen erreichen kann und wie komplex dessen strafrechtliche Aufarbeitung ist.