
Wiesbaden, 1. Oktober 2025 (JPD) – Die hessische Spezialeinheit „FOKUS“ zieht nach fünf Jahren eine eindrucksvolle Bilanz im Kampf gegen Kindesmissbrauch und Kinderpornografie. Seit ihrer Gründung im Jahr 2020 haben die Ermittlerinnen und Ermittler mehr als 9.000 Beschuldigte identifiziert, rund 8.500 Durchsuchungen durchgeführt und über 150.000 Datenträger sichergestellt. Innenminister Roman Poseck betonte anlässlich des Jubiläums, dass der Schutz von Kindern und Jugendlichen für die Landesregierung oberste Priorität habe.
Die Einheit „FOKUS“ (Fallübergreifende Organisationsstruktur gegen Kinderpornografie und sexuellen Missbrauch von Kindern) arbeitet hessenweit und ist seit 2024 fest in die Polizeistruktur integriert. Rund 300 Mitarbeitende, darunter über 170 Ermittlerinnen und Ermittler, konzentrieren sich auf die Verfolgung von Sexualdelikten zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen. Innerhalb von fünf Jahren wurden 147 Haftbefehle vollstreckt, zahlreiche Verfahren angestoßen und reale Missbrauchsfälle verhindert. Poseck erklärte, die Zahlen belegten die Entschlossenheit, Täter konsequent zur Verantwortung zu ziehen.
FOKUS-Einheit: Erfolge im Kampf gegen Kindesmissbrauch und Kinderpornografie
Mehrere aufsehenerregende Gerichtsverfahren verdeutlichen die Arbeitserfolge der Ermittler. So verurteilte das Landgericht Fulda im Februar einen ehemaligen Busfahrer wegen schweren sexuellen Missbrauchs zu mehr als fünf Jahren Haft. In Frankfurt erhielt ein ehemaliger Jugendtrainer im Juli acht Jahre Gefängnis, während das Landgericht Kassel im September einen Lehrer zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilte. Die Ermittlungen hatten nicht nur den Missbrauch aufgedeckt, sondern auch umfangreiches kinderpornografisches Material gesichert.
Ein Schwerpunkt der Arbeit bleibt die digitale Spurensicherung. Poseck verwies auf die Bedeutung der Speicherung von IP-Adressen, die nach seiner Ansicht ein unverzichtbares Ermittlungsinstrument darstellen. Mit der geplanten dreimonatigen Speicherpflicht könnten künftig noch mehr Täter ermittelt werden. Die hessische Polizei nutze bereits eine Clearingstelle im Landeskriminalamt, die eingehende Verdachtsmeldungen prüft und bei Gefahrenlagen sofort einschreitet.
Die Fallzahlen im Bereich Kindesmissbrauch und Kinderpornografie bewegen sich bundesweit auf hohem Niveau. Laut Bundeskriminalamt wurden 2024 mehr als 16.000 Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch registriert, hinzu kamen über 42.000 Straftaten im Zusammenhang mit kinderpornografischen Inhalten. Auch in Hessen bleiben die Zahlen hoch: Allein 2024 wurden mehr als 1.000 Fälle von Missbrauch an Kindern sowie über 5.000 Fälle von Kinder- und Jugendpornografie verzeichnet.
Neben Ermittlungen beteiligt sich „FOKUS“ auch an länderübergreifenden Aktionen, zuletzt an der europaweiten Operation „OP Fever“. Hier wurden in Zusammenarbeit mit Europol 774 Objekte durchsucht und 166 Beschuldigte festgenommen. Ergänzt wird die Strafverfolgung durch präventive Maßnahmen im Rahmen eines Gefährdermanagements für rückfallgefährdete Sexualstraftäter.
Poseck würdigte die Arbeit der Beamtinnen und Beamten als außergewöhnlich belastend und zugleich unverzichtbar. Die Einführung einer monatlichen Zulage sei ein wichtiges Zeichen der Anerkennung. Andreas Röhrig, Präsident des Hessischen Landeskriminalamts, appellierte an die Bevölkerung, Hinweise auf Missbrauchsfälle konsequent an die Polizei weiterzugeben.