Köln, 26.11.2025 (PM) – 2024 hat Deutschland 13,1 Milliarden Euro mehr in den EU-Haushalt eingezahlt, als es zurückerhalten hat. Wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in einer neuen Auswertung zeigt, bleibt Deutschland damit größter Nettozahler der Europäischen Union. Auch aufgrund der schwachen Wirtschaft sind die deutschen Nettozahlungen seit 2022 um ein Drittel gefallen.

Netto rund 157 Euro hat jeder Bürger in Deutschland im Jahr 2024 an die Europäische Union gezahlt. Damit bleibt Deutschland sowohl in absoluten Zahlen mit knapp 13 Milliarden Euro als auch gemessen pro Einwohner größter Nettozahler. Die kriselnde Konjunktur in Deutschland macht sich jedoch auch hier bemerkbar. 2022 lagen die Nettozahlungen noch bei 19,7 Milliarden Euro, 2023 waren es 17,4 Milliarden Euro.

Baltische Staaten profitieren am stärksten
Mit 560 Euro pro Kopf fließt die höchste Summe aus dem EU-Haushalt nach Luxemburg. Das ist auf Sondereffekte wie das Weltraumprogramm der Europäischen Union zurückzuführen. Es folgen die drei baltischen Staaten Lettland (547 Euro), Estland (444 Euro) und Litauen (435 Euro). Mit insgesamt etwa 3,5 Milliarden Euro erhielt Griechenland die höchste Summe, gefolgt von Polen mit 2,7 Milliarden Euro. Im Jahr 2023 lag Polen mit 8,1 Milliarden Euro noch deutlich auf dem ersten Platz.

Seit der Corona-Krise ergänzt der Wiederaufbaufonds „NextGeneration EU” den EU-Haushalt und finanziert Investitionen in die Bereiche Digitalisierung und Klimaschutz. Rechnet man beide Töpfe zusammen, tragen Österreich, Schweden und Irland gemessen an ihrer Wirtschaftsleistung die größte Last – jeweils rund 0,5 Prozent. Deutschland folgt erst auf Platz sechs mit 0,35 Prozent. Auf der Empfängerseite führt Lettland mit großem Abstand die Rangliste an: Das Land erhält 3,12 Prozent. Estland und Kroatien folgen mit 1,93 bzw. 1,73 Prozent auf den Plätzen zwei und drei.


Sorgenkinder Frankreich und Deutschland
„Der EU-Haushalt ist ein Spiegel der wirtschaftlichen Machtverhältnisse in Europa“, sagt IW-Expertin Samina Sultan. Wachstumsstarke Länder wie Polen erhielten zuletzt weniger Unterstützung. „Deutschland und Frankreich sind die Sorgenkinder der EU. Ihre Wirtschaftskrisen zeigen sich auch an den kleiner werdenden Beiträgen zum EU-Haushalt“, ergänzt Sultan. Die Unterschiede in der Dynamik seien so deutlich wie seit Jahren nicht mehr.

Zur Methodik: Bis 2020 hat die Kommission die Statistik über die Nettozahler und -empfänger noch selbst veröffentlicht, verzichtet inzwischen aber aus politischen Gründen darauf. Zwar lassen sich die Effekte der europäischen Integration nicht auf die Nettopositionen der Mitgliedsstaaten reduzieren, aus Transparenzgründen ist ihre Berechnung dennoch wichtig.

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