Berlin, 8. November 2025 (JPD) – Im deutschen Arbeitsmarkt bestehen weiterhin erhebliche Engpässe bei Fachkräften, insbesondere im Gesundheitswesen. Eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, dass im Jahr 2024 allein in diesem Sektor rund 46.000 Stellen rechnerisch unbesetzt blieben – mehr als in jeder anderen Branche. Insgesamt konnten in den zehn Branchen mit den größten Defiziten über 260.000 Positionen nicht mit entsprechend qualifizierten Arbeitskräften besetzt werden.

Fachkräftemangel im Gesundheitswesen besonders gravierend

Die größten Lücken bestehen demnach im Gesundheitswesen. Am stärksten betroffen sind Physiotherapeutinnen und -therapeuten mit knapp 12.000 fehlenden Fachkräften, gefolgt von Pflegekräften (7.174) und zahnmedizinischen Fachangestellten (6.778). Auf Platz zwei liegt das Baugewerbe, in dem rund 41.300 Stellen nicht besetzt werden konnten, darunter Fachkräfte für Bauelektrik (10.496) sowie für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (8.648).

Die öffentliche Verwaltung und der Sozialbereich folgen mit mehr als 37.600 unbesetzten Positionen, vor allem für Verwaltungsfachkräfte (4.603) und Fachkräfte in der Kinderbetreuung (4.451). Auch die Industrie meldet Engpässe: In der Herstellung von Metallerzeugnissen blieben 18.500 Stellen unbesetzt, im Maschinenbau rund 18.000.

IW-Expertin Valeria Quispe betont, dass die Engpässe trotz zuletzt rückläufiger Zahlen nicht als Entwarnung zu werten seien. „Vor allem in zentralen Versorgungsbereichen fehlt weiterhin Personal. Das führt zu längeren Wartezeiten im Gesundheitswesen und verzögert den Wohnungsbau im Baugewerbe“, so Quispe. Um die Versorgung sicherzustellen, seien gezielte Maßnahmen zur Fachkräftesicherung notwendig. Dazu zähle die Förderung von Aus- und Weiterbildung, Anreize für ein längeres Erwerbsleben sowie die gezielte Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte.

Die aktuelle Analyse basiert auf der seit 2020 vom IW entwickelten Methodik zur Berechnung des Fachkräftebedarfs in knapp 1.300 Berufsgattungen. Neu ist die Zuordnung der Engpässe zu einzelnen Branchen nach den Wirtschaftszweigen der WZ 2008. So lassen sich Defizite branchenübergreifend und innerhalb einzelner Sektoren differenziert erfassen.

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