Von rechts nach links: Herr Generalstaatsanwalt Röttle, Herr Naor, Herr Oberstaatsanwalt (stV) Franck; Foto: GenStA München

München, 30. Oktober 2025 (JPD) – Mit eindringlichen Worten und bewegender Offenheit berichtete der Holocaustüberlebende Abba Naor am Mittwoch bei der Generalstaatsanwaltschaft München von seinen Erlebnissen während der nationalsozialistischen Verfolgung. Der 97-Jährige sprach auf Einladung des Zentralen Antisemitismusbeauftragten der Bayerischen Justiz, Oberstaatsanwalt Andreas Franck, vor zahlreichen Vertreterinnen und Vertretern aus Justiz und Polizei – darunter viele junge Staatsanwältinnen und Staatsanwälte.


Holocaustüberlebender Abba Naor spricht bei der Generalstaatsanwaltschaft München

Naor, der heute in Israel lebt, schilderte in einem zweistündigen Vortrag seine Erfahrungen aus der Zeit des Holocaust. Als 13-Jähriger musste er mit seiner Familie in das Ghetto von Kaunas umsiedeln. Dort wurde sein älterer Bruder von der SS erschossen; seine Mutter und sein jüngerer Bruder wurden später im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ermordet. Trotz des unermesslichen Leids sprach Naor ohne Bitterkeit über seine Vergangenheit.

„Woher kommt dieser Hass? Was ist der Unterschied zwischen dem einen und dem anderen Kind?“, fragte er die Anwesenden. „Es genügt doch, einfach Mensch zu sein – man muss sich nur ein bisschen anstrengen. Das Leben ist doch eine feine Sache.“ Seine Worte lösten im voll besetzten Konferenzsaal tiefe Betroffenheit und zugleich Bewunderung aus.

Naor reist regelmäßig nach Bayern, um insbesondere mit Schülerinnen und Schülern über seine Geschichte zu sprechen. Dass er nun auch junge Juristinnen und Juristen erreichte, erfüllte ihn nach eigenen Worten mit großer Freude.

Erinnerungskultur und Verantwortung der Justiz

Bereits mehrfach war Abba Naor Gast der Bayerischen Justiz. Zuletzt nahm er im Februar 2025 an der Gedenkveranstaltung zur Einweihung einer Erinnerungstafel für den 1945 ermordeten jüdischen Amtsrichter Dr. Joseph Schäler teil und im Mai am Podiumsgespräch „Drei Staatsgewalten gegen Antisemitismus“ im Münchner Justizpalast.

Der Münchner Generalstaatsanwalt Reinhard Röttle würdigte Naors Engagement für Erinnerung und Aufklärung: „Die Lebensgeschichte des Holocaustüberlebenden Abba Naor berührt zutiefst. Gerade die jüngeren Staatsanwältinnen und Staatsanwälte sollen den Eindruck dieser Begegnung mit in ihren Berufsalltag nehmen. Rechtsstaat und Demokratie sind keine Selbstverständlichkeit – sie müssen jeden Tag aufs Neue aktiv gelebt werden.“

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