Braunschweig, 27. Oktober 2025 (JPD) – Die traditionsreiche Fleischer-Dienst Braunschweig eG (FDBS) hat beim Amtsgericht Braunschweig Insolvenzantrag gestellt. Das Gericht bestellte den Wirtschaftsjuristen Tobias Hartwig von der Kanzlei Schultze & Braun zum vorläufigen Insolvenzverwalter. Der Geschäftsbetrieb des Lebensmittelgroßhändlers läuft uneingeschränkt weiter, die rund 100 Arbeitsplätze sind vorerst gesichert.
FDBS-Insolvenzverfahren: Geschäftsbetrieb läuft weiter – Löhne gesichert
Hartwig verschafft sich derzeit einen Überblick über die wirtschaftliche Lage der Genossenschaft und prüft Sanierungsoptionen. Ziel sei es, die FDBS wieder auf eine stabile wirtschaftliche Grundlage zu stellen, so der Insolvenzverwalter. Der Betrieb bleibe vollständig handlungsfähig: Die Belieferung der Kunden, der technische Service sowie Beratungs- und Marketingleistungen laufen in vollem Umfang weiter.
Auch die Belegschaft wurde bereits informiert. Die Löhne und Gehälter der rund 100 Mitarbeitenden seien mindestens bis Ende des Jahres gesichert, erklärte der geschäftsführende Vorstand Sebastian Gerlach. Man verfüge über einen starken Kundenstamm und ein langjährig gewachsenes Lieferantennetz. Dies bilde die Grundlage, um die Genossenschaft langfristig am Markt zu halten.
Sanierungschancen für traditionsreichen Lebensmittelgroßhändler
Der 1909 gegründete FDBS Fleischer-Dienst Braunschweig eG zählt zu den führenden regionalen Lebensmittelgroßhändlern in Niedersachsen. Das Unternehmen beliefert Fleischereien, Gastronomiebetriebe und Lebensmitteleinzelhändler mit über 15.000 Produkten – von Frischfleisch und Feinkost bis zu Verpackungs- und Reinigungsartikeln.
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind nach Angaben der Verantwortlichen auf die allgemeine Konsumzurückhaltung im Lebensmittelhandel sowie gestiegene Kosten für Energie und Material zurückzuführen. Hinzu kamen strukturelle Veränderungen im Marktumfeld und der Wegfall vereinbarter Zahlungsziele durch einen Branchenpartner, was die Liquidität kurzfristig belastete.
Trotz der finanziellen Engpässe bleibt das operative Geschäft stabil. Die Lieferketten funktionieren, die Kundenbeziehungen bestehen fort. „Wir sehen die Insolvenz als Chance für einen strukturierten Neustart und wollen FDBS zukunftsfähig aufstellen“, sagte Gerlach.
Zukunftsstrategie: Effizienz, Nachhaltigkeit und regionale Stärke
Bereits vor dem Insolvenzantrag hatte das Unternehmen Projekte zur Energieeinsparung und Eigenstromerzeugung durch Photovoltaikanlagen gestartet. Diese sollen fortgeführt werden, um Kosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Der Fokus liegt laut Geschäftsführung auf Effizienzsteigerung, Nachhaltigkeit und regionaler Verankerung.
Die Genossenschaft beschäftigt rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erzielt einen Jahresumsatz von über 30 Millionen Euro. Mit ihrer eigenen Logistik und einem umfassenden Vollsortiment gilt FDBS seit Jahrzehnten als wichtiger Partner des Fleischerhandwerks und der regionalen Gastronomie.