Berlin, 11. September 2025 (JPD) – Angehörige, Freundeskreise und Bekannte leisten den größten Teil der Pflegearbeit in Deutschland. Rund vier von fünf Pflegebedürftigen, die zu Hause leben, werden unbezahlt von nahestehenden Personen versorgt. Das zeigt eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) und der Technischen Universität Dortmund. Die Untersuchung macht deutlich, dass die informelle Pflege das Rückgrat des deutschen Pflegesystems bildet und mit dem demografischen Wandel weiter an Bedeutung gewinnen dürfte.

    Die Studie zeigt eine große Vielfalt innerhalb der informellen Pflege. Häufig übernehmen Menschen zwischen 50 und 65 Jahren die Betreuung ihrer Eltern, oftmals zusätzlich zu beruflichen Verpflichtungen. Frauen tragen dabei den größten Anteil der Versorgung. Innerhalb des eigenen Haushalts pflegen vor allem Partnerinnen und Partner, während außerhäusliche Pflege meist von Erwerbstätigen übernommen wird. Diese Belastung ist nicht nur zeitintensiv, sondern oft auch finanziell spürbar. Besonders außerhäuslich Pflegende tragen mit durchschnittlich 226 Euro pro Monat deutlich höhere Zusatzkosten als innerhäuslich Pflegende.

    Informelle Pflege in Deutschland als zentrale Stütze

    Die Forscherinnen und Forscher weisen darauf hin, dass die informelle Pflege ohne zusätzliche Unterstützung an ihre Grenzen stoßen könnte. Viele Pflegende müssen ihre Erwerbstätigkeit einschränken oder ganz aufgeben, was Einkommensverluste und Abhängigkeit von Transferleistungen nach sich zieht. Um die finanzielle Situation zu verbessern, diskutiert die Bundesregierung derzeit die Einführung eines Familienpflegegeldes. Dieses soll als Lohnersatzleistung dienen, wenn Angehörige ihre Arbeitszeit reduzieren oder aussetzen müssen.

    Studienautoren betonen jedoch, dass ein Familienpflegegeld allein nicht ausreiche. Angesichts steigender Pflegebedarfe müsse auch die soziale Pflegeversicherung stabilisiert und das Angebot professioneller Pflege ausgebaut werden. Informelle Pflege sei unverzichtbar, dürfe aber nicht überlastet werden. Nur durch eine stärkere Unterstützung pflegender Angehöriger und einen Ausbau der Strukturen könne die Pflege in Deutschland langfristig gesichert werden.

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