
Im Jahr 2024 wurden in Bayern fast 3.000 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz durch Angriffe verletzt. Obwohl dies 54 Verletzte weniger als im Vorjahr sind, bleibt es der zweithöchste Wert seit Beginn der statistischen Erfassung im Jahr 2010. 14 Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte mussten schwerverletzt stationär behandelt werden (2023: 14). Die Gesamtzahl aller Delikte sank auf 7.384 und erreichte damit das niedrigste Niveau seit 2017 (7.334). Angesichts der weiterhin hohen Zahl verletzter Einsatzkräfte äußerten Innenminister Joachim Herrmann und Justizminister Georg Eisenreich bei der heutigen Vorstellung des Lagebilds in München ihre Besorgnis. Herrmann betonte: „Diese Übergriffe zeigen eine alarmierende Respektlosigkeit gegenüber unserem Rechtsstaat und sind in keiner Weise akzeptabel!“ Eisenreich bekräftigte: „Wer unsere Einsatzkräfte angreift, muss wissen: Er greift damit zugleich den Rechtsstaat an und wird schnell und konsequent bestraft.“ +++
Das Landeslagebild 2024 dokumentiert insgesamt 7.384 Straftaten (2023: 7.913), darunter 4.692 Fälle körperlicher Gewalt (2023: 4.826). Diese umfassen unter anderem Raub, Körperverletzung, Widerstand sowie tätliche Angriffe auf Vollstreckungsbeamte. Zudem registrierte die Bayerische Polizei 2.216 Beleidigungen (2023: 2.555) und 371 Bedrohungen (2023: 393). Fünf Angriffe werteten die Ermittler als versuchte Tötungsdelikte. In neun Fällen führten Täter scharfe Schusswaffen mit sich (2023: 13), in einem Fall wurde diese sogar gegen die Einsatzkräfte eingesetzt. Insgesamt 5.971 Tatverdächtige erfasste die Polizei, der niedrigste Stand seit 2015 (5.721). Die hohe Gewaltbereitschaft geht demnach von deutlich weniger Tätern aus. Rund 84 Prozent dieser Tatverdächtigen waren männlich. Knapp 62 Prozent der Tatverdächtigen standen während der Tat unter Alkohol- und/oder Drogeneinfluss. Herrmann betonte: „Wer unsere Einsatzkräfte angreift, wird strafrechtlich konsequent verfolgt – ohne Wenn und Aber.“ Justizminister Eisenreich machte deutlich: „Polizeibeamte und Rettungskräfte sind immer wieder Ziel tätlicher Angriffe. Tätern muss klar sein: Wir müssen die schützen, die uns schützen. Die bayerische Justiz verfolgt Angriffe auf Einsatzkräfte konsequent. Das Strafgesetzbuch sieht bei tätlichen Angriffen auf Einsatzkräfte Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren vor.“
Angesichts der hohen Zahl verletzter Polizistinnen und Polizisten erklärte Herrmann: „Wir lassen unsere Einsatzkräfte nicht allein – nicht im Einsatz, nicht danach, und niemals vor Gewalt! Wir haben in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Maßnahmen zum Schutz unserer Polizistinnen und Polizisten erfolgreich umgesetzt. Und wir handeln weiterhin entschlossen, prüfen laufend neue Maßnahmen und setzen auf konsequente Umsetzung bestehender Schutzinstrumente.“ Neben intensiver und fundierter Aus- und Fortbildung gehören die ballistische Schutzausstattung, Einsatzstöcke, Dienstwaffen und Body-Cams zur umfangreichen Ausrüstung der Bayerischen Polizei. „Auch die Entwicklung und Beschaffung neuer und optimierter Ausrüstung haben wir im Blick“, so Herrmann.
Laut dem Innenminister reichen Körperschutz, Body-Cams und Schulungen allein nicht aus – es brauche auch gesellschaftliche Rückendeckung. „Deshalb setzen wir mit unserer Kampagne ‚Nicht alle Helden tragen Trikots. Der Sport sagt Danke! #EureFans‘ ein starkes und sichtbares Zeichen gegen Gewalt und für mehr Respekt und Anerkennung der Arbeit unserer Einsatzkräfte. Respekt vor der Polizei muss wieder zur Selbstverständlichkeit werden.“
Herrmann verwies zudem auf die umfangreichen Betreuungsleistungen für betroffene Einsatzkräfte. Zum polizeiinternen Netzwerk gehören die Bayerische Polizeiseelsorge, der Zentrale Psychologische Dienst der Bayerischen Polizei sowie der Polizeiliche Soziale Dienst bei allen Polizeiverbänden. „Zusätzlich können Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte, die von Gewalt betroffen sind, auf dienstlichen Rechtsschutz und Unfallfürsorge zählen“, erklärte Herrmann.
Ein besonderes Dankeschön richtete der Innenminister an die Bayerische Polizeistiftung und ihren Vorsitzenden Thomas Lintl. Seit 1977 unterstützt die Stiftung Polizistinnen und Polizisten, die im Dienst schwer verletzt wurden, dienstunfähig sind oder ihr Leben verloren haben – ebenso deren Familien. In über 1.900 Fällen hat die Stiftung bislang rund 3,85 Millionen Euro an finanzieller Hilfe geleistet.
IM Bayern, 25.06.2025