
Wiesbaden, 29. Dezember 2025 (JPD) – Die Zahl der Gewalttaten gegen Polizeikräfte in Deutschland bleibt auf einem historisch hohen Niveau. Nach dem Bundeslagebild „Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamtinnen und Polizeivollzugsbeamte 2024“, das das Bundeskriminalamt veröffentlicht hat, wurden im vergangenen Jahr 46.367 entsprechende Delikte registriert. Damit stieg die Fallzahl gegenüber 2023 leicht an und liegt seit Jahren deutlich über dem Niveau früherer Erhebungen.
Insgesamt waren 106.875 Polizistinnen und Polizisten von Gewalttaten betroffen. Das entspricht einem Anstieg um 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr und einem Zuwachs von mehr als zwei Dritteln seit 2015. Besonders häufig handelte es sich um Widerstandshandlungen und tätliche Angriffe, die den überwiegenden Teil der erfassten Delikte ausmachten.
Bundeslagebild 2024: Gewalt konzentriert sich auf Ballungsräume
Das Bundeslagebild zeigt, dass Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamte in Großstädten überproportional häufig vorkommt. In Städten mit mindestens 500.000 Einwohnerinnen und Einwohnern wurden mehr als 31 Prozent aller bundesweit registrierten Gewalttaten mit betroffenen Polizeikräften verzeichnet, obwohl dort weniger als ein Fünftel der Bevölkerung lebt. Zugleich verzeichnete das BKA einen Anstieg bei Bedrohungsdelikten, während die Zahlen bei gefährlicher und schwerer Körperverletzung weitgehend stagnierten.
Die Zahl der Tötungsdelikte mit betroffenen Polizeibeamten ging im Jahr 2024 zurück. Insgesamt wurden 34 Fälle erfasst, von denen 33 im Versuchsstadium blieben. Ein Fall wurde als vollendetes Tötungsdelikt registriert und betrifft den Mord an dem Polizeibeamten Rouven Laur in Mannheim.
Auch die Zahl der Tatverdächtigen sank leicht auf 38.212 Personen. Die Tatverdächtigen waren überwiegend männlich, meist über 25 Jahre alt und handelten in der Regel allein. Ein großer Teil war bereits polizeilich bekannt, nahezu jeder zweite Tatverdächtige stand unter Alkoholeinfluss. Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger nahm im Vergleich zum Vorjahr zu.
Auch Rettungsdienste und Feuerwehr betroffen
Neben der Polizei erfasst das Bundeslagebild auch Gewalttaten gegen Feuerwehr und Rettungsdienste. Bei Feuerwehrkräften wurden 683 Fälle mit 1.012 Opfern registriert, was einen leichten Rückgang bedeutet. Bei sonstigen Rettungskräften, insbesondere aus Rettungsdiensten und dem Technischen Hilfswerk, blieb die Zahl der Fälle nahezu konstant, während die Opferzahlen mit 2.916 Betroffenen den höchsten Stand seit 2018 erreichten.
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt wertete die Zahlen als Hinweis auf eine zunehmende Verrohung im Umgang mit Einsatzkräften. Gewalt gegen Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste stelle eine Belastung für den Rechtsstaat dar. Die Bundesregierung kündigte an, den Schutz von Einsatzkräften durch gesetzliche Maßnahmen weiter zu stärken.