
Laut aktuellem NRW-Trend kann die schwarz-grüne Landesregierung ihre Mehrheit behaupten, während die SPD auf einen historischen Tiefstand fällt und die Linke wieder in den Landtag einziehen würde. Die Olympia-Bewerbung Rhein-Ruhr stößt in der Bevölkerung auf deutlich größere Zustimmung als vergleichbare Initiativen in anderen Bundesländern. Als drängendste kommunalpolitische Themen gelten Verkehr und ÖPNV, während Anfeindungen zunehmend die Kandidatensuche erschweren.
Wenn an diesem Sonntag ein neuer Landtag in Nordrhein-Westfalen gewählt würde, könnte die schwarz-grüne Landesregierung ihre Mehrheit klar behaupten. Das ist das Ergebnis des NRW-Trends, den Infratest dimap im Auftrag des WDR-Magazins WESTPOL vom 23. bis 26. Juni 2025 erhoben hat Die CDU von Ministerpräsident Wüst käme auf 39 Prozent (-1 im Vergleich zu Oktober 24), die Grünen als aktueller Koalitionspartner auf 15 Prozent (+1). Die SPD bliebe zwar knapp zweitstärkste Kraft, mit 16 Prozent (-2) käme sie aber auf den tiefsten je im NRW-Trend für die Sozialdemokraten erhobenen Wert. Die AFD wäre mit 14 Prozent (+1) viertstärkste Kraft.
Linke zurück im Landtag, FDP wäre raus
Nach ihrem starken Endspurt bei der Bundestagswahl im Februar überspringt die Linke erstmals seit November 2019 auch im NRW-Trend wieder die 5-Prozent-Hürde und wäre mit 7 Prozent im Landtag vertreten. Dagegen würden BSW (-1) und FDP (unverändert) mit jeweils 3 Prozent den Einzug ins Parlament verpassen. Alle sonstigen Parteien kämen zusammen ebenfalls auf 3 Prozent.
Zuspruch für Kabinett Wüst wächst und überwiegt erstmals leicht
Erstmals seit dem Wechsel von Armin Laschet zu Hendrik Wüst an der Spitze des Kabinetts im Herbst 2021 überwiegt in NRW der Zuspruch für die Arbeit der Landesregierung. 48 Prozent (+2 im Vgl. zu Oktober 24) der Befragten sind zufrieden, 45 Prozent unzufrieden (-3).
Rückenwind für Olympia-Bewerbung deutlich stärker als in Berlin
NRW bewirbt sich mit dem Ballungsgebiet Rhein-Ruhr beim Deutschen Olympischen Sportbund als deutscher Austragungsort für Olympische Sommerspiele ab 2036 und tritt damit gegen Berlin, Hamburg und München an. Anders als in Berlin, wo die Olympia-Bewerbung unter den Bürgern umstritten bleibt (46 zu 43), überwiegen in NRW die Sympathien: Mehr als die Hälfte (58 Prozent) findet die NRW-Olympiabewerbung gut, nur ein knappes Drittel (31 Prozent) äußert sich kritisch. Deutlichen Zuspruch findet die Olympia-Bewerbung vor allem in den Reihen von SPD (66 Prozent) und CDU (64 Prozent). Zurückhaltender bewerten die Anhänger der Grünen (50 Prozent), der AfD (47 Prozent) und der Linken (48 Prozent) die Olympia-Ambitionen des Bundeslandes. Auch unter ihnen ist aber eine relative Mehrheit dafür.
Wirtschaftliche Lage wird schlecht beurteilt – Sorge um Arbeitsplatz bleibt gering
Die derzeitigen Wirtschaftsnachrichten für NRW geben den Bürgerinnen und Bürgern bislang kaum Anlass für einen grundlegenden Stimmungsumschwung. Kaum verändert zum Herbst bezeichnen weiterhin zwei Drittel der Wahlberechtigten (65 Prozent; -2 zu Oktober 2024) die Situation der Wirtschaft im Bundesland als weniger gut oder schlecht. 31 Prozent (+3) gelangen zu einem positiven Urteil. Weiterhin ist jeder zehnte Erwerbstätige (10 Prozent; -1 zu Oktober) in Sorge um den eigenen Arbeitsplatz, unter den Erwerbstätigen mit einfacher Bildung bleibt es knapp jeder Fünfte.
Zwei-Drittel-Mehrheit gegen Streichung von Feiertag
Angesichts der lahmenden Konjunktur gibt es Ideen, die Zahl der gesetzlichen Feiertage zu reduzieren. In NRW finden entsprechende Vorschläge zur Ankurbelung der Wirtschaft allerdings wenig Unterstützung: Nur 11 Prozent stimmen der Streichung eines Feiertages in NRW uneingeschränkt zu, weitere 21 Prozent nur, wenn auch andere Bundesländer auf einen Feiertag verzichten. Zwei von drei Wahlberechtigten (66 Prozent) aber sprechen sich generell dagegen aus.
Elf Wochen vor der Kommunalwahl: Verkehr und ÖPNV drängendstes Problem
Am 14. September sind in NRW Kommunalwahlen. Als zentrale Herausforderungen in den Gemeinden und Städten gelten aus Sicht der Bürgerrinnen und Bürger Verkehrsthemen (22 Prozent), in den kleineren und ländlichen Gemeinden stärker noch als in den Großstädten. Dahinter folgen die Flüchtlings-Aufnahme (13 Prozent) sowie Probleme im Schul- und Kita-Angebot (10 Prozent). Auf Rang vier rangiert bei den Wahlberechtigten die Situation am Wohn- und Mietmarkt (8 Prozent), in den Großstädten (10 Prozent) wird dieses Thema erwartungsgemäß häufiger genannt als in den kleineren Gemeinden (4 Prozent).
Kommunalpolitik: Alles andere als unwichtig
Auch wenn die Wahlbeteiligung bei Kommunalwahlen im Regelfall hinter der von Landtagswahlen zurück bleibt, sind kommunalpolitische Entscheidungen den Bürgerinnen und Bürgern alles andere als unwichtig: Kaum jemandem (9 Prozent) ist die Politik des eigenen Stadt- oder Gemeinderats egal. Sechs von zehn Befragten (61 Prozent) bezeichnen sich als gut informiert, was das politische Geschehen vor Ort anbetrifft. Für drei von vier (74 Prozent) machen die parteipolitischen Mehrheitsverhältnisse vor Ort einen Unterschied. 63 Prozent bewerten die Gestaltungsmöglichkeiten von Kommunalpolitik positiv und stimmen der Aussage zu, dass es hier anders als in der „großen Politik“ noch wirklich etwas zu entscheiden gibt.
Kandidatensuche: Anfeindungen und geringe Anerkennung schrecken ab
Zugleich gestaltet sich die Suche nach Kandidatinnen und Kandidaten für kommunale Wahlämter schwieriger als früher. Zwar können sich in NRW fast vier von zehn Wahlberechtigten (37 Prozent) grundsätzlich vorstellen, sich in der eigenen Stadt und Gemeinde stärker einzubringen und mitzuwirken. Zur Übernahme einer Kandidatur für ein kommunales Amt sind allerdings deutlich weniger Befragte bereit: 40 Prozent können sich das auf keinen Fall vorstellen, 36 Prozent eher nicht. Nur 16 Prozent könnten es sich grundsätzlich eher vorstellen, 6 Prozent auf jeden Fall.
Als Hauptgrund für die zunehmend schwierige Kandidatensuche in der Kommunalpolitik gelten aus Sicht der Bürger mit 30 Prozent Anfeindungen und Angriffe auf Amtsinhaber und damit eine Verrohung der Verhältnisse. 18 Prozent sehen vor allem eine geringe gesellschaftliche Anerkennung der kommunalpolitischen Arbeit als zentrale Ursache, 16 Prozent aber auch eine abnehmende Bereitschaft, für die Gemeinschaft einzustehen. 13 Prozent machen eine zu hohe Arbeitsbelastung auf kommunaler Ebene verantwortlich. Zu geringe Entscheidungsmöglichkeiten auf kommunaler Ebene hält gut jeder Zehnte (11 Prozent) für entscheidend. Eine unattraktive Bezahlung und damit fehlende materielle Anreize betrachten nur wenige als Hauptgrund (5 Prozent).
Für den NRW-Trend hat Infratest dimap 23. bis 26. Juni 2025 1.165 Wahlberechtigte telefonisch (684) und online (481) befragt. Ihre Antworten sind repräsentativ für alle Wahlberechtigten.
WDR, 29.06.2025