
Berlin, 5. November 2025 (JPD) – Deutsche und internationale Behörden sind einem global agierenden Netzwerk aus Betrugs- und Geldwäscheorganisationen ins Netz gegangen. Die Landeszentralstelle Cybercrime (LZC) der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz und das Bundeskriminalamt (BKA) durchsuchten am 4. November 2025 in Deutschland und acht weiteren Staaten über 60 Objekte und vollstreckten 18 Haftbefehle. Den Beschuldigten wird vorgeworfen, Kreditkartendaten von rund 4,3 Millionen Karteninhaberinnen und -inhabern aus 193 Ländern missbräuchlich genutzt zu haben.
Globaler Schlag gegen Betrugs- und Geldwäschenetzwerke
Zwischen 2016 und 2021 sollen die Täter über professionell betriebene Schein-Webseiten – darunter Streaming-, Dating- und Unterhaltungsplattformen – mehr als 19 Millionen fingierte Online-Abonnements abgeschlossen haben. Die monatlichen Abbuchungen wurden bewusst klein gehalten und mit unklaren Verwendungszwecken versehen, sodass viele Kreditkarteninhaber die Belastungen nicht eindeutig erkennen konnten. Vier deutsche Zahlungsdienstleister seien kompromittiert worden, bei einem davon setzten die Täter zu Geldwäschezwecken programmierte Software ein. Der bislang bekannte Schaden beläuft sich auf über 300 Millionen Euro; weitere 750 Millionen Euro konnten nicht umgesetzt werden, etwa aufgrund veralteter Kreditkarten.
Die beschlagnahmten Gelder wurden über zahlreiche Bankkonten in Deutschland geleitet, insgesamt sollen mehr als 100.000 Geldwäschetaten begangen worden sein. In Deutschland durchsuchten Einsatzkräfte 29 Objekte in acht Bundesländern, unterstützt von über 250 Kräften des BKA, der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz, der BaFin und der Steuerfahndung. Fünf Haftbefehle wurden vor Ort vollstreckt, zudem wurden Vermögenswerte in Deutschland und Luxemburg in Höhe von über 35 Millionen Euro gesichert.
Koordinierte Ermittlungen auf internationaler Ebene
Das Verfahren wird seit Dezember 2020 von der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz und dem BKA geführt und richtet sich gegen 44 Beschuldigte aus Deutschland und weiteren Staaten. Darunter befinden sich mutmaßliche Netzbetreiber, Verantwortliche deutscher Zahlungsdienstleister, Vermittler, Crime-as-a-Service-Anbieter und ein Risk Manager. Die Ermittlungen erfolgten in enger Zusammenarbeit mit Behörden in Großbritannien, Italien, Kanada, Luxemburg, den Niederlanden, Singapur, Spanien, den USA und Zypern. Eurojust und Europol unterstützten die Maßnahmen.
Die Analyse der Finanztransaktionen durch die Financial Intelligence Unit (FIU Deutschland) spielte eine zentrale Rolle. Auffällige Muster aus zahlreichen Verdachtsmeldungen führten zu einer gezielten Strafverfolgung und zur Unterbindung der betrügerischen Aktivitäten. Die BaFin hatte das Verfahren durch Maßnahmen gegen Geldwäsche im digitalen Zahlungsverkehr unterstützt, wodurch die kriminellen Geschäfte bereits seit 2021 unterbunden werden konnten.
Harald Kruse, Generalstaatsanwalt in Koblenz, betonte die wachsende Bedeutung digitaler Vermögensdelikte und die Notwendigkeit abgestimmter Ermittlungsmaßnahmen. Martina Link, Vizepräsidentin des BKA, hob die Effektivität der internationalen Kooperation hervor. Daniel Thelesklaf von der FIU und BaFin-Direktorin Birgit Rodolphe unterstrichen die zentrale Rolle von Analyse, Aufsicht und grenzüberschreitender Zusammenarbeit bei der Aufdeckung und Unterbindung der Netzwerke.