
Köln, 26.09.2025 (PM) – Arzneimittelimporte in die USA sollen mit einem 100-prozentigen Zoll belegt werden – sofern die Unternehmen nicht in den USA produzieren. Den Preis könnten am Ende amerikanische Patienten bezahlen. Denn die USA sind stark auf Pharmaimporte etwa aus der EU angewiesen.
Es ist schwer zu sagen, wie stark Trumps jüngster Zoll-Einfall die deutschen Pharmahersteller trifft. Treffen wird es sie aber in jedem Fall, denn die US-amerikanische Pharmaproduktion ist besonders eng mit dem europäischen Pharmastandort verflochten. Fast 90 Prozent ihrer für die Herstellung benötigten Vorleistungen importieren US-Unternehmen aus dem Ausland – mehr als zwei Drittel davon stammen aus Europa, insbesondere aus Irland, der Schweiz und Deutschland.
Dass vieles unklar bleibt, liegt vor allem an den hochkomplexen Lieferketten in der Branche: Häufig werden Arzneimittel an verschiedenen Standorten über mehrere Schritte hergestellt. Bis sie in der Apotheke stehen, werden sie zwischen europäischen und US-amerikanischen Produktionsstandorten hin- und hergeschickt. An welcher Stelle dort künftig Zölle greifen sollen, weiß heute niemand – vermutlich nicht einmal die US-Administration. Ebenso unklar ist, wann und in welchem Umfang Unternehmen von der Regelung ausgenommen werden sollen: Etwa ob eine einzelne Produktionsstätte reicht, oder ob die Ausnahme nur für vollständig in den USA hergestellte Arzneien gilt.
USA stark von Pharma-Importen abhängig
Nur so viel ist klar: Ohne Importe wäre das amerikanische Gesundheitssystem kaum funktionsfähig. Allein im vergangenen Jahr haben die USA pharmazeutische Erzeugnisse im Wert von rund 127 Milliarden US-Dollar aus der EU importiert. Bei knapp 84 Prozent dieser Importe sind die USA zu mindestens 50 Prozent von der EU abhängig. Bei bestimmten Antibiotika steht die EU gar für über 95 Prozent der gesamten US-Importe, bei Insulin beträgt die US-Importabhängigkeit von der EU knapp 90 Prozent. Insbesondere Deutschland ist ein wichtiger Partner: Rund die Hälfte der Insulineinfuhren kommt aus Deutschland.
Amerikanische Patienten könnte Trumps jüngster Einfall deshalb besonders schmerzhaft treffen: entweder am eigenen Geldbeutel oder weil das Medikament im schlimmsten Fall nicht verfügbar ist. Der Schuss könnte für die USA schnell nach hinten losgehen.