Wiesbaden, 17. Dezember 2025 (JPD) – In Deutschland lebten im Jahr 2024 rund 650.000 Menschen mit italienischer Einwanderungsgeschichte. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Grundlage des Mikrozensus 2024 mitteilte, waren 465.000 von ihnen selbst nach Deutschland eingewandert, während 185.000 hier geboren wurden. Anlass der Veröffentlichung ist der 70. Jahrestag des deutsch-italienischen Anwerbeabkommens vom 20. Dezember 1955, das den Beginn der Arbeitsmigration aus Italien markierte.

Unter den in Deutschland lebenden Menschen mit italienischen Wurzeln befanden sich 67.000 ehemalige Arbeitsmigrantinnen und Arbeitsmigranten, die zwischen 1955 und dem Anwerbestopp im Jahr 1973 zum Zweck der Erwerbstätigkeit eingewandert waren. Als Personen mit Einwanderungsgeschichte gelten dabei Menschen, die selbst seit 1950 nach Deutschland zugewandert sind oder deren beide Elternteile diese Voraussetzung erfüllen.

Erwerbstätigkeit und Familie als zentrale Motive der Einwanderung

Die aus Italien zugewanderten Menschen lebten 2024 im Durchschnitt seit 30,3 Jahren in Deutschland. Rund ein Viertel war bereits während der Laufzeit des Anwerbeabkommens zwischen 1955 und 1973 eingereist, während knapp ein Drittel erst seit 2014 nach Deutschland kam. Bei der Einreise waren die Betroffenen im Mittel 19,8 Jahre alt.

Als Hauptgrund für die Zuwanderung nannten 41 Prozent der selbst Eingewanderten die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit, weitere 44 Prozent gaben familiäre Gründe an. Bildung spielte für fünf Prozent die zentrale Rolle, während sich ein kleinerer Teil auf die EU-Freizügigkeit oder sonstige Motive berief. Menschen mit italienischer Einwanderungsgeschichte stellten 2024 einen Anteil von 0,9 Prozent an allen Erwerbstätigen ab 15 Jahren und waren insbesondere in der Gastronomie, der Speisezubereitung, in Reinigungsberufen sowie in der Metallbearbeitung überdurchschnittlich vertreten.

Regionale Schwerpunkte und Staatsangehörigkeit

Die Bevölkerungsgruppe war 2024 im Durchschnitt 45,2 Jahre alt und wies einen deutlichen Männerüberschuss auf. Rund 59 Prozent waren Männer, 41 Prozent Frauen. Die Mehrheit besaß weiterhin eine ausländische Staatsangehörigkeit, überwiegend die italienische. Insgesamt verfügten 15 Prozent über die deutsche Staatsangehörigkeit, wobei dieser Anteil bei den in Deutschland geborenen Nachkommen mit 27 Prozent deutlich höher lag als bei den selbst Eingewanderten.

Regional konzentrierte sich die italienische Einwanderungsgeschichte vor allem auf Süd- und Westdeutschland. Knapp 70 Prozent der Betroffenen lebten in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Bayern. Gemessen am Bevölkerungsanteil waren Menschen mit italienischer Einwanderungsgeschichte besonders häufig im Saarland, in Baden-Württemberg und in Hessen vertreten.

Anwerbeabkommen als Ausgangspunkt der Arbeitsmigration

Das Anwerbeabkommen mit Italien vom Dezember 1955 war das erste seiner Art und reagierte auf den Arbeitskräftemangel im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs der Nachkriegszeit. In den folgenden Jahren schloss die Bundesrepublik weitere Abkommen mit anderen Staaten, was zu einer anhaltenden Zuwanderung führte. Viele der angeworbenen Arbeitskräfte blieben dauerhaft in Deutschland und holten ihre Familien nach. Mit dem Anwerbestopp im November 1973 endete diese Phase der Arbeitsmigration offiziell, ihre gesellschaftlichen und demografischen Folgen prägen Deutschland jedoch bis heute.

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