Anlässlich des ersten Jahrestags der Konstituierung der Enquete-Kommission „Lehren aus Afghanistan“ am 19. September 2023 erklären Schahina Gambir, Obfrau in der Enquete-Kommission, und Philip Krämer, Mitglied in der Enquete-Kommission:
Der zwanzigjährige Einsatz in Afghanistan war der bisher intensivste Auslandseinsatz für die deutsche Bundeswehr und die beteiligten Zivilorganisationen. Der überstürzte Abzug der deutschen und internationalen Truppen aus dem Land und die Machtübernahme der Taliban im Jahr 2021 symbolisieren das Scheitern des Engagements auf tragische Art und Weise. Der Deutsche Bundestag konstituierte aus diesem Grund heute vor einem Jahr die Enquete-Kommission Afghanistan und hat diese mit der umfangreichen und herausfordernden Aufgabe betraut, Lehren aus dem deutschen Engagement in Afghanistan für die künftige Entwicklungs-, Außen- und Sicherheitspolitik zu ziehen.
Wir haben uns in der Kommission von Beginn an dafür eingesetzt, dass die afghanische Perspektive, insbesondere die Rolle von Frauen, und die politisch-strategische Führungsebene in der Aufarbeitung mitbedacht werden. Wir haben uns daher im letzten Jahr dafür stark gemacht, dass eine öffentliche Anhörung sowohl zum zivilgesellschaftlichen Schicksal als auch zu den politischen Verantwortungsstrukturen und der Rolle von Bundesregierung und Kanzleramt in der Kommission stattgefunden hat. Dabei wurde etwa deutlich, dass die Bundeswehr 2001 völlig unvorbereitet und unzulänglich ausgerüstet nach Afghanistan geschickt worden ist.
Wir, als Teil der Enquete-Kommission, stehen in der Verantwortung, die während des Einsatzes begangenen Fehler klar zu benennen. Gleichzeitig müssen wir aber auch die erzielten Erfolge herausstellen sowie den beteiligten Soldat*innen und Zivilorganisationen für ihr Engagement danken und ihre Arbeit wertschätzen.