Im Verfahrenskomplex um eine „Drogendealer-WG“ aus dem Raum Main-Spessart stand nun eine Frau vor dem Landgericht Würzburg, die das Trio bei Beschaffungsfahrten durch den Landkreis fuhr. Aufgrund ihrer „Lebensbeichte“ bei der Polizei, sowie der enormen Aufklärungshilfe in dem Verfahrenskomplex kam sie mit einer milden Strafe davon: zwei Jahre Freiheitsstrafe und die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt – beides ausgesetzt zur Bewährung.

Sieben Beschaffungsfahrten wurden der 38-Jährigen von der Staatsanwaltschaft zur Last gelegt. Die Gesamtmenge an Drogen: mehrere Kilo Marihuana und Amphetamin. Mit diesen betrieb eine dreiköpfige Bande aus dem Raum Marktheidenfeld dann einen schwunghaften Handel. Der Vorwurf also: Beihilfe zum Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge – Mindeststrafe ein Jahr.

„Selbstverständlich wusste ich, dass bei den Fahrten regelmäßig Drogen transportiert wurden“, so die Angeklagte, die einen ziemlich angeschlagenen und eingeschüchterten Eindruck vor Gericht machte. „Meine Mandantin ist durch das Verfahren psychisch sehr stark belastet“, teilte ihr Verteidiger Christian Cazan zu Beginn des Prozesses mit. Ihr sei sicher nicht im Klaren gewesen, was alles auf sie zukommen würde, als sie bei der Polizei aussagte. Seit Oktober letzten Jahres ist die Hotelfachfrau deswegen arbeitsunfähig.

Auf die Chauffeurdienste habe sie sich eingelassen, um ihre eigene Drogensucht zu finanzieren. Wahlweise fünf Gramm Marihuana oder Amphetamin habe sie für eine Fahrt bekommen. Einen Führerschein hatte nämlich keiner der drei Dealer mehr.

Schwerer Skiunfall ebnete Weg in die Sucht

Seit einer verpfuschten Knie-OP nach einem Skiunfall im Jahr 2010 leidet die Angeklagte unter starken Schmerzen. Langes Stehen, Laufen oder gar Rennen seien nicht mehr möglich. Bis zu zehn Schmerztabletten habe sie täglich eingenommen, bis sie 2019 über einen Bekannten bei einer Weiterbildungsmaßnahme an Marihuana gekommen sei. Damit ließen sich ihre Schmerzen lindern – seitdem ist sie abhängig.

„Die Aussage der Angeklagten war sehr viel wert für uns zu diesem Zeitpunkt des Ermittlungsverfahrens“, so der in dem Komplex ermittelnde Kriminalhauptkommissar in seiner Aussage. Dadurch sei es möglich gewesen in einem frühen Zeitpunkt an die Hintermänner heranzukommen.

Einer davon, der die Gruppe regelmäßig mit Drogen belieferte, wurde vor kurzem zu fast sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.

Aufklärungshilfe und Geständnis brachten mildes Urteil

Sowohl Staatsanwaltschaft als auch Verteidigung forderten in ihren Plädoyers eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren ausgesetzt zur Bewährung. Zudem wurde die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt angeordnet – ebenfalls ausgesetzt zur Bewährung. Die Angeklagte habe nun die Möglichkeit sich ambulant um ihre Drogensucht zu kümmern, anstatt sofort in eine Entziehungsanstalt eingewiesen zu werden. „Durch ihr frühes Geständnis und ihre enorme Aufklärungshilfe haben Sie den Weg für dieses milde Urteil geebnet“, so der Richter in seiner Urteilsbegründung.

Eine weitere Fahrerin der „WG“ bekam vom Landgericht Würzburg bereits im März ein ähnlich mildes Urteil. Die Tatbeiträge und die kriminelle Energie der beiden Frauen seien im Vergleich zur Bande der WG eher untergeordnet gewesen.

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