Bei der Eröffnungsveranstaltung der unabhängigen Berichterstattungsstelle zu Menschenhandel bekräftigte Lisa Paus: Die Opfer müssen bei der Bekämpfung von Menschenhandel im Mittelpunkt stehen.

Vom Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung sind auch in Deutschland Frauen und Mädchen betroffen. Bei der offiziellen Eröffnungsveranstaltung der Berichterstattungsstelle zu Menschenhandel am Deutschen Institut für Menschenrechte (DIMR) diskutierten unter dem Titel „Menschenhandel bekämpfen, Betroffene schützen“ Vertreterinnen und Vertreter von Bundes- und Landesbehörden, Fachberatungsstellen und der Wissenschaft sowie internationale Organisationen wie die EU-Kommission, der Europarat und die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) Einschätzungen zur aktuellen Lage sowie Möglichkeiten der Identifizierung und Vermittlung von Unterstützung für Betroffene von Menschenhandel. 

Bundesfamilienministerin Lisa Paus: „Menschenhandel bewegt sich zunehmend im digitalen Raum und davon sind besonders häufig Kinder und Jugendliche betroffen. Die Krisen in Europa, vor allem der Krieg in der Ukraine, bringen noch mehr Menschen in die Gefahr Opfer von Menschenhandel zu werden. Dem müssen wir entschlossen entgegentreten. Deshalb stärken wir unsere Netzwerke und stellen die Rechte der Betroffenen in den Mittelpunkt. Die Einrichtung der unabhängigen Berichterstattungsstelle zu Menschenhandel und die Arbeit an unserem Nationalen Aktionsplan der Bundesregierung sind hierfür wichtige Meilensteine.“

Im Koalitionsvertrag wird der Menschenhandel als Querschnittsthema behandelt: Vorgesehen sind unter anderem die ressortübergreifende Koordinierung, ein Nationaler Aktionsplan (NAP), sowie die Stärkung der Rechte der Betroffenen und die Verbesserung von Unterstützungssystemen. Der NAP soll sich mit allen Formen des Menschenhandels, also Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung, Arbeitsausbeutung, Ausnutzung strafbarer Handlungen, Organhandel, Bettelei und Kinderhandel befassen. Ziel der Bundesregierung ist es, den NAP noch in dieser Legislaturperiode zu verabschieden.

Hintergrund:

Menschenhandel ist eine schwere Menschenrechtsverletzung. Laut EU-Kommission wurden in der EU im Jahr 2022 etwas mehr als 7.000 Betroffene identifiziert. Das Bundeslagebild Menschenhandel und Ausbeutung des Bundeskriminalamts zählt für das Jahr 2021 mehr als 550 volljährige Betroffene. Hinzu kommen 283 minderjährige Betroffene. Noch immer sind 92,8 Prozent der vom Bundeskriminalamt (BKA) aufgeführten Betroffenen von Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung Frauen und Mädchen. Von den minderjährigen Betroffenen war ein Viertel jünger als 14 Jahre. Das BKA geht davon aus, dass es außerdem ein großes Dunkelfeld gibt. 

Die unabhängige Berichterstattungsstelle zu Menschenhandel am Deutschen Institut für Menschenrechte (DIMR) hat zum 1. November 2022 ihre Arbeit aufgenommen. Sie befasst sich in Anlehnung an das Übereinkommen des Europarates zur Bekämpfung des Menschenhandels mit allen Formen des Menschenhandels. Ihre Aufgabe ist es, Daten zu sammeln und auszuwerten und Handlungsempfehlungen zu erarbeiten. Die Berichterstattungsstelle wird zunächst für einen Zeitraum von vier Jahren aus Mitteln des Bundesfamilienministeriums (BMFSFJ) finanziert. Die Bundesregierung strebt an, die Berichterstattungsstelle gesetzlich zu verankern.

Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Pressemitteilung vom 31. März 2023

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