„Es ist mir eine große Freude, Sie nach einer so schwierigen Zeit, die durch die Corona-Pandemie geprägt war, endlich wieder persönlich begrüßen zu dürfen“, sprach die Präsidentin des Oberlandesgerichts Celle Stefanie Otte die Gäste des gemeinsamen Neujahrsempfangs des Oberlandesgerichts, der Generalstaatsanwaltschaft und des Advokatenvereins in Celle am 13. Januar 2023 an. Dieser und die folgenden Sätze zeichneten Erstaunen in die Gesichter der Anwesenden, waren sie doch eher uninspiriert und oberflächlich. Doch die Auflösung folgte sofort: ChatGPT hatte diesen ersten Teil des Grußworts entworfen, ein frei verfügbares Programm mit Künstlicher Intelligenz. Stefanie Otte sprach die sich aufdrängende Frage aus: „Wer wird in Zukunft Urteile schreiben? Etwas ketzerisch formuliert: Kann eine KI das mit entsprechenden Trainingsdaten künftig vielleicht sogar besser als wir? Schaffen wir als Justiz uns mit der Digitalisierung am Ende ab?“ Die Antwort ist eindeutig: „In einem Rechtsstaat kann nur ein Mensch Richter sein. Richtig eingesetzt kann KI die Gerichte aber von vorbereitenden oder unterstützenden Tätigkeiten entlasten und dringend benötigte Ressourcen für anspruchsvollere Aufgaben freilegen.“ 

Entsprechend nahm Stefanie Otte traditionsgemäß die Menschen in den Blick, die am Oberlandesgericht Celle arbeiten und arbeiteten: 10 Richterinnen und 9 Richter wurden seit dem letzten Neujahrsempfang 2020 am Oberlandesgericht Celle ernannt, zwei Richterinnen und drei Richter wurden in dieser Zeit zu Senatsvorsitzenden befördert. 4 Richterinnen und Richter wechselten an den Bundesgerichtshof. Jubiläen und leider auch Todesfällen wurde gedacht.

Daneben begrüßten die Vorsitzende des Richterrates Antje Pommerien, der Leitende Oberstaatsanwalt Christian Schierholt und Rechtsanwalt Thorsten Hegers die Anwesenden. Antje Pommerien erinnerte an die juristischen Herausforderungen der letzten Jahre: „Unser Land erlebte die tiefgreifendsten Grundrechtseingriffe seit Entstehung des Grundgesetzes. Die daraus entstandenen Ängste sind nachvollziehbar, aber allen Unkenrufen zum Trotz hat sich unser freiheitlich-demokratisches System bewährt.“ Auch sie betrachtete die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung: „Die Justiz ist im Umbruch“. Christian Schierholt mahnte in seiner Ansprache für die Generalsstaatsanwaltschaft Celle insbesondere an, die Justiz angemessen auszustatten, um die zunehmenden Aufgaben ohne Qualitätsverlust erledigen zu können. Thorsten Hegers wies auf die Schwierigkeiten hin, geeigneten Nachwuchs zu gewinnen.

Quelle: Oberlandesgericht Celle, Pressemitteilung vom 16. Januar 2023

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