Hamburgs Innensenator Andy Grote, Polizeipräsident Ralf Martin Meyer und der Leiter des Landeskriminalamtes Mirko Streiber haben am heutigen Donnerstag (10. Februar) die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2021 vorgestellt. Die Gesamtzahl der erfassten Delikte ging – maßgeblich beeinflusst durch die anhaltende Corona-Pandemie – erneut deutlich zurück, gegenüber 2020 um weitere 8 Prozent auf insgesamt 186.403 Taten. Das Risiko, Opfer einer Straftat zu werden, war dabei so gering wie seit 1976 nicht mehr. Die Aufklärungsquote blieb, nach einer deutlichen Steigerung im Jahr zuvor, mit 47,6 Prozent (2020: 47,7 Prozent) stabil.

Den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen vor 50 Jahren verzeichnete die Polizei bei den Wohnungseinbrüchen, allein seit 2015 war die Zahl um rund 75 Prozent rückläufig. Der erneute enorme Rückgang in 2021 um 36 Prozent (über 1.200 Fälle) auf 2.204 Taten ist dabei auch pandemie-bedingt. Die Menschen arbeiteten häufig von zu Hause aus, was Täter ebenso abgeschreckt haben dürfte wie die erhöhte Polizeipräsenz zur Durchsetzung der Corona-Regeln sowie zahlreiche Schwerpunkteinsätze in besonders von Einbruchskriminalität betroffenen Stadtteilen. Zudem scheiterten erstmals mehr als die Hälfte der Täter an gut gesicherten Fenstern und Türen oder aufmerksamen Zeugen, der Versuchsanteil bei den Einbrüchen stieg von 48,6 auf 50,4 Prozent.

Pandemie hält Taschendiebe auf Abstand, Fahrräder bleiben als Diebesgut begehrt

Auch die Zahl der Diebstähle von und aus Autos hat 2021 einen neuen historischen Tiefststand erreicht, seit 2015 wurde ein Rückgang um knapp 40 Prozent registriert. Den Großteil der Taten machten Fahrzeug-Aufbrüche und Teilediebstähle aus, ihre Zahl ging auf knapp 10.700 Fälle zurück, 11 Prozent weniger als im Vorjahr. Komplett entwendet wurden in Hamburg 1.184 Autos, ein Minus von über 8 Prozent gegenüber 2020.

Das durch die Pandemie stark eingeschränkte öffentliche Leben, die Absage vieler Veranstaltungen und die zeitweilige Schließung der Gastronomie reduzierten auch die Tatgelegenheiten für Taschendiebe erheblich. Folglich ging die Anzahl der Taschendiebstähle im Jahr 2021 nochmals um gut ein Viertel auf rund 6.500 Fälle zurück. Das ist der niedrigste Wert seit 1989 und entspricht einem Rückgang um mehr als zwei Drittel seit dem bisherigen Höchststand im Jahr 2015, als noch mehr als 20.000 Taschendiebstähle aktenkundig wurden.

Nach einem deutlichen Anstieg im Jahr 2020 ging die Zahl der Fahrraddiebstähle im vergangenen Jahr wieder leicht um 2 Prozent auf 14.300 Taten zurück, blieb aber über dem Vor-Corona-Niveau von 2019. Fahrräder werden seit Beginn der Pandemie vermehrt als Alternative zum öffentlichen Nahverkehr genutzt, sind aber auch als Sportgeräte und umweltbewusste Fortbewegungsmittel begehrt. Zudem wirkt sich die Angebotsverknappung durch Liefer- und Produktionsengpässe auf das Tatgeschehen aus. Die Polizei steuert verstärkt mit zielgerichteten operativen Maßnahmen gegen und setzt ihre Aufklärungskampagnen zur wirksamen Fahrradsicherung kontinuierlich fort.

Abwärtstrend bei Gewaltkriminalität setzt sich fort

Der seit Jahren rückläufige Trend bei der Gewaltkriminalität hielt auch im vergangenen Jahr an. Insgesamt wurden knapp 6.800 Taten registriert, ein Rückgang um 3 Prozent. Aufgrund der pandemie-bedingten Verlagerung des Lebens in den privaten Bereich reduzierte sich die Zahl der Gewaltdelikte auf Straßen, Wegen und Plätzen weiter, während der Anteil der Fälle, die sich in Wohnobjekten ereigneten, nach einem Anstieg im Jahr 2020 nahezu konstant blieb.

Die Raubstraftaten sind das siebte Jahr in Folge deutlich zurückgegangen, um knapp 13 Prozent auf 1.462 Fälle – der niedrigste Stand seit 1976. Die Anzahl der Körperverletzungsdelikte ist im Vergleich zum Vorjahr nochmal um fast 9 Prozent gesunken. Der Rückgang auf den niedrigsten Wert seit 2004 ist dabei vor allem auf die Abnahme der vorsätzlichen einfachen Körperverletzungen um 12 Prozent zurückzuführen, die Zahl der schweren und gefährlichen Körperverletzungen stieg dagegen leicht um 1,3 Prozent an.

Einen spürbaren Anstieg registrierte die Polizei bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Ursächlich dafür ist in erster Linie eine erhebliche Zunahme bekannt gewordener Fälle von Besitz und Verbreitung verbotener Pornografie, die mittlerweile fast die Hälfte aller erfassten Sexualdelikte ausmachen. Der durch den pandemie-bedingten Trend zu Homeoffice und Homeschooling verstärkte, häufig sorglose Umgang mit strafbaren Inhalten im Internet wirkt hier ebenso als Treiber der Entwicklung wie die 2021 in Kraft getretene Verschärfung des Sexualstrafrechts zum Schutz von Kindern und Jugendlichen. Deutlich gesunken sind hingegen die Zahlen der Vergewaltigungen, sexuellen Nötigungen und Übergriffe in besonders schweren Fällen sowie die Fälle sexueller Belästigungen.

Betrüger nutzen durch Corona verstärkten Trend zum Einkauf im Internet aus

Die Zahl der Betrugsdelikte insgesamt war 2021 im dritten Jahr rückläufig, die Fallzahl sank um 9 Prozent. Erneut waren starke Rückgänge beim Betrug mit rechtswidrig erlangten EC- und Kreditkarten sowie beim Schwarzfahren zu verbuchen, was eng mit den geringeren Fahrgastzahlen im öffentlichen Nahverkehr seit Beginn der Pandemie zusammenhängen dürfte. Den größten Anteil beim Betrug macht mit über 8.700 Taten der Waren- und Warenkreditbetrug aus, bei dem das Internet als bevorzugter Absatzraum für Konsumgüter, zusätzlich befeuert durch die Pandemie, eine immer größere Rolle spielt. Beim Betrug mit so genannten Fakeshops, bei denen der Käufer die Ware online bezahlt, sie aber nicht geliefert bekommt, stiegen die Fälle um über 22 Prozent. Deutliche Zunahmen um rund 15 Prozent auf mehr als 800 Taten waren auch bei Schockanrufen, wobei den Opfern eine Notsituation von Angehörigen vorgespiegelt wird, und dem sogenannten Enkeltrick zu verzeichnen. Um solchen Betrügereien entgegenzuwirken, setzt die Polizei weiterhin konsequent auf gezielte Präventions- und Medienarbeit.

Hamburgs Innensenator Andy Grote: „Der erneute, zum Teil deutliche Rückgang der Kriminalität ist eine gute Nachricht für alle Hamburgerinnen und Hamburger. Auch wenn die Pandemie hier einen erheblichen Anteil hatte, steckt in den positiven Zahlen sehr viel harte Arbeit unserer Polizistinnen und Polizisten. Wir haben eine sehr leistungsstarke und erfolgreiche Polizei, die auch in Krisenzeiten einen hervorragenden Job macht. Damit das so bleibt, werden wir auch in Zukunft in die personelle Ausstattung, in Ausrüstung, IT und Infrastruktur der Polizei investieren.“

Polizeipräsident Ralf Martin Meyer: „Kein Zweifel, das war erneut ein Ausnahmejahr. Vor allem sind es aber die richtigen Konzepte und die gute Arbeit meiner Kolleginnen und Kollegen, die die schon in den Jahren vor der Pandemie einsetzenden Rückgänge bei den Straftaten erst ermöglicht und weiter verstetigt haben. Nicht nur die Pandemie selbst, sondern auch unser laufender Generationswechsel und erhebliche Modernisierungsvorhaben waren es, die uns in diesem Jahr alles abverlangt haben. Wir haben dem aber standgehalten und ich ziehe vor meinen Kolleginnen und Kollegen den Hut für die geleistete Arbeit und das Engagement.“

Die Kriminalstatistik 2021 ist im Internet unter www.hamburg.de/innenbehoerde oder www.polizei.hamburg abrufbar.

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